Donnerstag, 20. April 2017

Tag 28 - Von Zalakaros nach Vrbovec (26. März)

Entgegen meiner Erwartung würde ich nachts nicht Opfer eines Gewaltverbrechens und machte mir den Morgen noch schöner, indem ich mir im benachbarten Restaurant ein Frühstück gönnte. 
 
Danach allerdings würde es weniger schön, denn es war kälter geworden und sehr bewölkt. Als ich losfuhr merkte ich, dass auch der Wind gegen mich war und ärgerte mich, dass alles auf einmal schlecht werden musste, nur die Kälte hätte doch gereicht...
Wenig motiviert kämpfte ich mich voran, als auf einmal ein bellender Hund aus einer Einfahrt geschossen kam und mir Zähne fletschend hinterher rannte. Im Internet hatte ich gelesen, dass es in Ungarn viele aggressive Hund gäbe und mir deshalb extra ein Pfefferspray gekauft, das in meiner Lenkertasche lag. Der Hund kam immer näher, laut und bedrohlich. Ich fuhr schneller, gegen Ende sogar 30 km/h mit Gegenwind, der Hund dicht hinter mir. Dann auf einmal war er neben mir und visierte mein Bein an. Ich überlegte, ob ich den Hund treten sollte, schnappte er doch nur noch dem Fuß, als ich dies andeutete. Stattdessen trat ich schneller in die Pedale, gleichzeitig kam ein Auto auf der Gegenfahrbahn, das den Hund dann zum Stehenbleiben bewegte. Man kann also von einer Nahtoderfahrung sprechen, ich habe mein ganzes Leben schon an mir vorbeisausten sehen und das Licht am Ende des Tunnels. 
Ich hatte noch ein paar Forint dabei, die ich loswerden wollte, bevor es nach Kroatien ging, deshalb zählte ich das Geld und betrat mit dem Taschenrechner meines Handys bewaffnet einen Supermarkt und füllte den Korb so, dass noch ein paar Münzen als Erinnerung übrig bleiben würden. Das viele Essen passte leider mehr schlecht als recht in die Gepäcktaschen, sodass ich die Packung mit Karotten zu der Isomatte und dem Zelt auf den Gepäckträger packen musste. Glücklicherweise hielt die Konstruktion den ganzen Tag über stand.
 
Weiter ging es durch verlassen wirkende Orte und ich machte mir Gedanken darüber, was die Leute hier beruflich machten. Klar gab es Felder, die zu bewirtschafte waren, sonst aber keine Läden, außer einen, der Gasflaschen verkaufte. 
Waren alle Grenzübergänge vorher ohne Probleme verlaufen, gab es von Ungarn nach Kroatien eine richtige Grenzkontrolle. Ich musste meinen Personalausweis vorlegen und sagen, was in meinen Taschen sei. Ich zählte auf: "Schlafsack, Klamotten, Essen, Trinken..." und überlegte dabei immer wieder, ob ich ein kühles "Leichenteile" in die Aufzählung miteinbringen sollte, dachte dann aber, dass es eine gute Idee sein würde die erste Grenzkontrolle meines Lebens ohne mittelmäßigen Gag, der mich bestimmt einiges an Ärger gekostet hätte zu vollenden. Und so wurde ich weiter ausgefragt über die bisherigen Stationen meiner Reise und wo es danach noch hingehen würde. Dabei war ich mir nicht ganz sicher, ob das jetzt Interesse an meiner Reise war oder, ob sie testen wollten, ob ich Drogendealer oder Mörder bin. 
 
Als ich zu dem kleinen Grenzhäuschen gefahren bin, bin ich noch an der Schranke vorbei, denn mein Fahrrad ist nun mal schmaler, als Autos und von denen war keines in Sicht. Zur Weiterfahrt öffnete der Grenzbeamte allerdings die Schranke für mich, die sich sehr langsam nach oben bewegte. Ich hätte natürlich einfach daran vorbeifahren können, wartete jetzt aber doch lieber ab, denn ich wollte mich ja so unauffällig, wie möglich benehmen.
Die ersten Meter in Kroatien waren dann sehr schön, doch wieder einmal würde ich von Hunden attackiert, die mich mindestens 500 Meter verfolgten, doch ich war schneller und wurde nicht aufgegessen. 
 
Wieder einmal Glück gehabt. Auf meinem Weg habe ich dann noch zwei kroatische Radfahrer getroffen, die eine Tagestour gemacht hatten und mich über meine Reise ausfragten. Weiter ging es einen Berg hoch und wieder runter und dann wollte ich Pause machen, aber...KEINE BÄNKE! Nach dem scheiß Wind waren die fehlenden Bänke zu meinem größten Problem geworden. So machte ich meine Pause bei einem kleinen Jesus huldigenden Häuschen, das natürlich abgeschlossen war. So viel zum Thema Nächstenliebe...
 
Die Landschaft wurde bergiger und damit die Aussicht schöner, allerdings war der Weg nun auch ziemlich anstrengend. Besonders, als es gegen Ende noch einmal bergauf ging. 
 
Doch dann tauchte schon das noble Hotel vor mir auf, in dem ich, vollgeschwitzt, hechelnd und mit dem knallroten Helm auf wieder einmal sehr deplatziert wirkte. Ein wenig komisch angeguckt würde ich schon, doch dann zeigte man mir mein Zimmer und ich legte mich erschöpft auf das weiche Bett.
 

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