Donnerstag, 20. April 2017

Tag 27 - Von Siofok nach Zalakaros (25. März)

Das Frühstück war in einem anderen Hotel des Besitzers, so hätte ich zwar einen kleinen Umweg aber auch einen guten Blick auf den Balaton beim Essen. Ich löffelte ein paar Schalen Schoko-Cornflakes und unterhielt mich mit dem dortigen Mitarbeiter, der sehr beeindruckt von meiner Reise war. 
 
Dann ging es weiter und fast den ganzen Tag am See entlang. Schon am Vortag war mir aufgefallen, wie gepflegt hier alles war und diese tolle Gegend hatte ich nun den ganzen Tag. Da noch nicht viele Urlauber (so gut, wie keine) unterwegs waren, war es insgesamt sehr ruhig - wenige Autos, wenige Menschen und geschlossene Läden. Irgendwie vermisste ich dabei aber auch die belebten Städte, wie Wien oder Budapest. Außerdem wurde viel gebaut, leider auch auf Wegen, die ich laut Navi hätte befahren sollen. 
 
So hieß es improvisieren und nach Gefühl fahren. Dem nach Gefühl fahren verdankte ich, dass ich ein paar Kilometer weiter mein Fahrrad samt Gepäck über Bahngleise hieven musste. Diese wurden gerade gebaut und waren noch nicht in der App verzeichnet. Und den skeptischen Blicken der Bauarbeiter trug ich das schwere Rad über die Gleise und fuhr dann weiter. 
 
Auf dem weiteren Weg fiel mir auf, dass es neben den schönen Hotels viele Privathäuser gab, deren Zustand nicht unterschiedlicher hätte sein können. So waren einige moderner, als ein Haus in einem Schweighöfer-Film und bei anderen erwartete man, dass sie zusammenbrechen würden, wenn man sie nur anstupste.
 
Nach der Gleis-Aktion war ich erschöpft und wollte eine Pause machen, doch es gab wieder KEINE BÄNKE. MANN! So machte ich auf einem Steg Pause und fuhr schon bald weiter.
Zeitlich war ich gut unterwegs und genoss die letzten Meter am Wasser entlängs. 
 
Dann hieß es Abschied nehmen vom Balaton und sogleich wurde die Gegend ungepflegter, die Dörfer wirkten ärmlich. Auf einem Spielplatz machte ich noch eine Pause und das Kind in mir erwachte. So probierte ich direkt ein paar Spielgeräten in dem Glauben aus, nicht beobachtet zu werden. Bis ich eine ältere Frau sah, da mich auf einer Hake abgestützt mehr als irritiert beobachtete. Schnell setzte ich mich auf eine Bänke und checkte Mails auf meinem Handy. Zum Glück, denn ich hatte eine Nachricht bekommen, in der es hieß, dass ich am Abend zu einer andren Adresse kommen sollte. Skeptisch fragte ich nach dem Grund - Heizschaden. Stornieren konnte ich das Zimmer nicht mehr und hatte auch keine Lust nach einer Alternative zu suchen, also ließ ich mich darauf ein. Ein paar Kilometer vor der Unterkunft fuhr ich mit dem Fahrrad durch ein Dorf, dessen Zustand mich wirklich erschreckte. Die Bäume, die den Weg säumten sahen zwar schön aus, aber die Häuser eher wie Baracken und auch die Leute dort waren ungepflegt und die Kleider ungewaschen, doch allen waren draußen und machten Gartenarbeit, die alten Frauen lächelten mich freundlich mit ihren zahnlosen Mündern an, die Kinder riefen mir "Hello" zu und liefen ein wenig neben mir her. 
 
Und obwohl ich mich ganz schlecht fühlte, wie ich da mit meiner teuren Ausrüstung durch das kleine Dörfchen fuhr und ganz deplatziert wirkte, stellte ich fest, dass ich während der ganzen Reise keine Menschen mit einer positiveren Ausstrahlung gesehen hatte.
Als ich die Adresse, die man mir geschickt hatte erreichte, fand ich nirgends eine Klingel, lediglich zwei kleine Kinder, die im Garten auf einem Trampolin spielten. Sie zeigten nur auf eine Tür, zu der ich über eine Treppe gelangte. Nachdem ich dort geklopft hatte, zeigte man mir mein Zimmer. Dabei handelte es sich vielmehr um ein Apartment mit Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche und Bad. Alles war sehr schön eingerichtet, sodass das Preis-Leistungs-Verhältnis mehr als gut für mich war. Ich erwartete schon, dass ich nachts Opfer eines Gewaltverbrechens werden würde, um den niedrigen Preis zu rechtfertigen. 
 
Dann entdeckte ich jedoch, dass kein Klopapier da war und ging wieder die Treppe rauf und klopfte an die Tür. Die Kinder sprangen weiter auf dem Trampolin und hörten, wie die Frau drinnen irgendetwas auf ungarisch schrie, was ich natürlich nicht verstehen konnte. Doch die Kinder kamen mir zu Hilfe und wenige Momente später stand die Frau nur bedeckt von einem Handtuch mit einer Rolle Klopapier in der Tür. Insgesamt eine der besten Unterkünfte, aber schon ein wenig absurd das Ganze...

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