Freitag, 24. März 2017

Tag 14 - Von Lohr am Main nach Schweinfurt (12. März)

Nach dem Abschied wollte ich eigentlich zum nächsten Bäcker fahren, doch wieder hatte dieser seit ein paar Minuten geschlossen. Glücklicherweise war der nächste nicht weit. So ging es mit neuem Proviant den Main entlang - zusammen mit der Sonne, die sich nun immer mehr blicken ließ. Mit der bergigen Waldlandschaft im Hintergrund und dem Main, dessen Wasseroberfläche durch die Sonne glitzerte, neben mir, war dieser Weg wirklich traumhaft schön.
Ein junger Radfahrer mit der gleichen Lenkertasche, wie ich sie auch habe, kam mir entgegen und grüßte mich sehr freundlich. Ein wenig perplex grüßte ich zurück. Bisher ist das Grüßen unter Radfahrern zu einem meiner größten Probleme der Reise geworden. Denn einige grüßen einen unglaublich freundlich, winken einem zu und sagen "Hallo", während andere nur mürrisch geradeaus weiter fahren und andere Radfahrer nur als lästige Hindernisse wahrnehmen. Im Idealfall grüßt man sich gleichzeitig gegenseitig. Doch viel öfter sind die beiden folgenden Situationen der Fall: Man wird sehr freundlich gegrüßt und kann gar nicht mehr zurückgrüßen, weil man schon aneinander vorbeigefahren ist. Doch positiv gestimmt von so einer Begrüßung, grüßt man nun einen anderen Radfahrer, der nicht so Bock auf Begrüßen hat und einen nur irritiert ansieht. Ein Dilemma...

Als ich durch ein kleines Städtchen fuhr, kam ich an einem Eisladen vorbei. Und es wurde gerade wärmer, also hatte ich im Prinzip die Pflicht mir dort ein Eis zu kaufen. Mit einem Zitronen-Eis in der Hand fuhr ich weiter am Main entlang und entdeckte immer mehr Radfahrer. 

Das erste Mal kam richtiges Sommerurlaubs-Feeling bei mir auf. An einer nicht sehr befahrenen Strecke entledigte ich mich nun meiner zu sehr wärmenden langen Unterhose und einem Nike-Oberteil. Gut gelaunt fuhr ich weiter, bis die App mal wieder rebellisch wurde und mich erst durch ein abgesperrtes Privatgrundstück und dann durch eine Baustelle führen wollte. Nach einem kleinen Umweg fuhr ich dann nicht mehr ganz so motiviert weiter.

Und wieder einmal beeindruckte mich die Landschaft sehr. Klar, im Norden kann man (wenn da nicht dieser scheiß Gegenwind wäre) angenehmer fahren, weil die meisten Wege recht flach sind, dafür kann man in Bayern an einigen hohen Punkten so weit gucken, wie das Auge reicht. Da nimmt man die ein oder andere Erhebung schon mal in Kauf, zumal es dadurch auch wieder viel bergab geht. 

Ich hörte mir dann ein Hörspiel des letzten Teils der RTL-"Winnetou"-Verfilmung an und machte daraufhin wieder Rast. Ein älterer Radfahrer hielt bei mir an und fragte mich, wohin es denn für mich gehen solle. Ich sagte meine mittlerweile auswendig gelernten Sätze auf und er versuchte mich in einem sehr schwer verständlichen Bayrisch von einer anderen Route zu überzeugen und beendete seinen Redeschwall mit den Worten: "Aber du musst wissen, wie du das machen willst, mach das so, wie du es geplant hast". 

Zeitlich war ich sehr gut unterwegs und so konnte ich mir noch eine weitere Pause in einem Cafe gönnen. Ja, an diesem Tag ließ ich es mir besonders gut gehen und so trank ich einen Kakao und aß einen Mohnkuchen. Also, nur ein Stück natürlich.


Gegen Abend kam ich dann bei Rudi an, der mich ebenfalls sehr nett empfing. Er baute sein Haus gerade um und trotzdem hatte ich mein eigenes Bett. Abends gab es Nudeln mit Käse und er erzählte mir von seinen Radreisen und dem "ADFC", sozusagen dem "ADAC" für Radfahrer. Dann holte er noch eine Gitarre, spielte selbst zwei Lieder und ich auch noch ein paar, sogar mit Gesang (Entschuldigung, lieber Rudi dafür noch einmal!).   

Donnerstag, 23. März 2017

Tag 13 - Von Altheim nach Lohr am Main (11. März)

Nach einem sehr leckeren Frühstück, packte ich meine Sachen und pumpte die Reifen noch einmal auf. Beim Bäcker wollte ich noch etwas Proviant kaufen, doch der hatte gerade seit sieben Minuten zu. Mist. Dann verabschiedete ich mich zunächst nur von Raphael und bedankte mich für die Gastfreundschaft. Anna begleitete mich mit mit dem Rad noch bis in die nächste Ortschaft. Doch dann hieß es Abschied nehmen und ich fuhr alleine weiter.

Obwohl ich mich sonst immer auf Google Maps verlassen hatte, nutzte ich auf anraten von Anna den ausgeschilderten Fahrradweg, der mich nach Aschaffenburg führen sollte. Das funktionierte prima und schnell war ein Bäcker gefunden, bei dem ich mein Proviant für die nächste Pause kaufen konnte.

Ich hörte wieder einmal "Drei ???"-Hörspiele, als ein sportlich gekleideter Radfahrer von hinten auf mich zugesaust kam und mich fragte, wo ich denn hinwolle. Trotz meines schwereren Gepäcks drosselte er sein Tempo nicht und ich hatte Mühe mitzukommen. Hechelnd erzählte ich ihm von meinem Europa-Reise-Plan und er berichtete, dass er eine eigene Firma hätte und diese heute einen zusätzlichen Arbeitstag machen würde, er selbst habe aber nur kurz hereingeschaut und sich dann für eine spontane Fahrradtour entschieden. 

Wir redeten noch ein bisschen weiter, er erzählte mir, dass es nach Lohr am Main in ein paar Kilometern noch einen ziemlich hohen Berg hinaufgehen würde, bis ich ihm irgendwann sagte, dass ich sein Tempo nicht mehr halten könne. Er verabschiedete sich und fuhr davon. Und dann kam der angekündigte Berg. Und wie der kam. Leider konnte ich auf Bildern nicht so richtig festhalten, wie steil es bergauf ging, weil der Weg so kurvig war. Insgesamt bin ich aber über 4 km nur bergauf gefahren, mit ungefähr 8 km/h und nun einsetzender Erschöpfung. 

Irgendwann war dieser Abschnitt dann auch geschafft und meine App lotste mich nun in ein Waldstück und Wälder hat Google Maps drauf. Da kennt die App Wege, die gibts gar nicht. Ich musste also zwangsläufig von der Google-Maps-Route Abstand nehmen, denn die gab es so nicht. Und dann wurde der Weg richtig doof. Behämmert. Blöde. 

Über Stock und über Steine,
mir schmerzen nun meine Beine,
Hopp, hopp, hopp,
Ich habe kein Bock.

Auch den Weg bergab konnte ich nicht richtig genießen, weil ich durch den Schotter und die Äste, die sich in meinen Speichen verhackten durchgeschüttelt wurde. Und dann ging auch noch mein Handy aus. Jackpot! Das sind dann die Momente, in denen ich mir denke, dass das Universum das nur als Ausgleich für all die schönen Sachen, die noch kommen, tut. Nach einigem rumprobieren und ein paar Metern "Auf gut Glück"-Fahrens, funktionierte das Handy wieder und führte mich bei Sonnenuntergang in die schöne Stadt Lohr am Main.

Sogar ein wenig früher, als gedacht kam ich dort an und wurde sehr, sehr nett von Thomas empfangen. Er zeigte mir mein Zimmer, mein Bad und stellte mir seine Tochter Daniela vor, die gerade etwas kochte. Nachdem ich mein Zimmer eingeräumt hatte, begrüßte mich nun auch Heike, Thomas Frau. Bei einem sehr leckeren Abendessen mit selbstgemachten Spätzle von Daniela, gab es einige wertvolle Tipps für meine Radreisen und Thomas und Heike erzählten mir von ihrer geplanten Tour 2018. Sie erzählten mir auch von ihrem Sohn Maximilian, der professioneller Radsportler ist und schon so einige Erfolge zu verzeichnen hat. Wir redeten noch sehr nett bis in die Nacht hinein und ich konnte ein typisch bayrisches Bier trinken, das ursprünglich sogar in Lohr am Main gebraut wurde - Das "Keiler".    



Mittwoch, 22. März 2017

Tag 12 - Von Wiesbaden nach Altheim (10. März)

Gut erholt durch den freien Tag und mit positiver Stimmung wegen des Wetters sollte es nun von Wiesbaden nach Altheim weiter gehen. Ich hatte mir für diesen Tag eine sehr kurze Strecke herausgesucht, da ich weiteren Regen fürchtete und so wartete eine Strecke von nur 60 Kilometern auf mich. Bevor es los ging, kaufte ich beim REWE noch etwas Proviant. Dann verabschiedete ich mich und die Fahrt ging zum ersten Mal ohne Handschuhe los. 


Neben der Tatsache, dass ich nun mein Handy deutlich einfacherer bedienen konnte, genoss ich vor allen Dingen die Sonne, die mir ins Gesicht schien - der erste richtige Frühlingstag. Die ersten Kilometer begleitete mich ein wenig Musik, danach hörte ich die "Drei ???"-Folge "Der Mann ohne Augen". 



Als ich an einem Feldweg entlang fuhr, sprach mich ein älterer Mann an, der offenbar gerade vorhatte ein wenig Wasser abzulassen, sich dann aber dann doch für ein Gespräch mit mir entschied. Er erzählte mir, dass er im April 1986 mit dem Fahrrad unterwegs gewesen war - mit kurzer Radhose und Shirt - und erst später erfahren hatte, dass in Tschernobyl eine große Nuklearkatastrophe stattgefunden hatte. Ich fragte ihn, ob er denn noch an jeder Hand fünf Finger hätte und er versicherte mir, dass er keinen Schaden davongetragen hatte. Glück gehabt. 

Danach fuhr ich durch ein kleines Dörfchen, kaufte mir dort kurzentschlossen noch etwas mehr Proviant (eine Mohnschnecke), um den sowieso schon schönen Tag noch schöner zu machen. Ich entdeckte eine kleine Blumenwiese und fühlte mich ein weniger veräppelt, an der Nase herumgeführt, düpiert oder sogar verarscht. Denn war der geschichtsträchtige Tag 10 meiner Reise so schrecklich gewesen (bis ca. 17 Uhr), so war dieser Tag unfassbar schön. So viel Schönheit, dass sie für eine Woche gereicht hätte. Hinzu kam, dass ich zu früh aufgebrochen war und so ganz langsam fahren und jeden Meter genießen konnte. Einzig die Pfützen auf dem Weg erinnerten mich an den verregneten vorgestrigen Tag.

Eine Weile fuhr ich an einem kleinen Bach vorbei, dann ging es durch einen Waldweg und durch eine weitere kleine Stadt. Ich war noch nicht weit gefahren, doch fand, dass es Zeit für eine weitere Pause war. Das "Drei ???" - Hörspiel war ausgehört und so fand das niegelnagelneue Filmhörspiel von "Die Schöne und das Biest" den Weg von meinem Handy in meine Kopfhörer bis in meine Ohren. So saß ich da auf der Bank, aß die Mohnschnecke und sah anderen Radfahrern und Wanderern zu, die mir zusahen, wie ich mein Leben genoss. 

An Feldern vorbei mit dem blauen Himmel über mir ging es nun an Pferden vorbei und durch ein Waldstück, dass dann doch ziemlich anstrengend war, denn der Weg war voll mit Stöckern und Steinchen und Wurzeln und Blättern und Zeugs. Ich vermisste die Federung meines alten Fahrrads und spürte jedes Stöckchen, jedes Steinchen, jede Wurzel, eher weniger Blätter, aber dafür viel Zeugs. Dafür hörte ich ein weitere Folge der "Drei ???", nämlich "Der letzte Song". Kurz vor meinem Ziel war alles perfekt ich fuhr die Straßen durch das kleine Städtchen Altheim, doch dann...

...wurde es noch besser. Da denkt man über eine Woche lang, dass ein besserer Gastgeber nicht möglich wäre und es wird immer besser. Über die App "Warmshowers" hatte ich eine Übernachtungsmöglichkeit bei Anna und Raphael gefunden. Anna zeigte mir das Zimmer, das ich ganz für mich hatte, weil die Mitbewohnerin, die dort eigentlich wohnt gerade nicht vor Ort war. Danach erzählte sie mir von ihrer Reise und wir kochten uns noch etwas zu essen. Gegen 20 Uhr gingen wieder dann in das "Arthouse", das nur ein paar Häuser entfernt war, dort fand ein Spieleabend statt und Anna und Raphael hatten mich eingeladen mitzukommen. Die Runde war sonst wohl etwas kleiner, doch an dem Abend waren wir 10 Personen und spielten erst ein Spiel in der großen Gruppe gemeinsam (den Namen des Spiels habe ich allerdings vergessen), danach "6 nimmt" (erstaunlicherweise habe ich da sogar gewonnen) und teilten uns danach in zwei Gruppen auf. Mit Raphael, Jan und Georg spielte ich dann "Kuhhandel" und verlor selbstverständlich. Dieser Spieleabend konnte die herrliche Fahrt am Tag sogar noch toppen. Nette Menschen, nette Gespräche, ein bisschen was zu trinken und ein gutes Spiel - mehr braucht es eigentlich nicht. 




Und obwohl ich sonst ewig brauche, um einzuschlafen, legte ich mich hin und war sofort im Land der Träume verschwunden.       

Dienstag, 21. März 2017

Tag 10 und 11 - Von Koblenz nach Wiesbaden (08. bis 09. März)

Bei einem abendlichen Gespräch schlug Arndt mir vor, dass ich auch eine Nacht bei seiner Schwester, die in der Nähe von Mainz wohnt, schlafen könne. Nach einem Anruf war alles abgeklärt und ich freute mich über diese tolle Möglichkeit.
Ein wenig verspätet brach ich auf, machte noch ein paar Besorgungen beim REWE in der Nähe und fuhr dann durch Koblenz, an einem Fußballtraining vorbei und durch ein kleines Waldstück, als es begann zu regnen. Und es hörte nicht mehr auf.


Hatten mir viele Menschen zuvor noch keinen Regen für meine Reise gewünscht, entgegnete ich oft, dass ich ja regenfeste Klamotten hätte und der Wind mich eher aufhalten würde (ihr erinnert euch, dieser scheiß Wind). Doch der Regen vermieste mir bei dieser Strecke die ganze Fahrt. Denn der Weg an sich war unheimlich schön. Der Rhein lag links neben mir und rechts tat sich eine bergige Landschaft auf.

Immer mal wieder konnte ich Schlösser sehen, die auf der anderen Seite über dem Rhein thronten, doch bei jedem Mal, das ich mich über diesen schönen und zum Glück flachen Weg freute, dachte ich mit ein wenig Wehmut, dass dieser Weg bei Sonnenschein noch deutlich schöner sein würde. So habe ich mir auf jeden Fall vorgenommen in irgendeinem Sommer noch einmal irgendeinen Teil des Rheins entlang zu fahren. 
Zur Motivation hörte ich die Filmsoundtracks von "Can a song save your life", "Sing Street" und "La La Land" sowie als kompletten Gegensatz zur tristen Situation "Mamma Mia".
Irgendwann jedoch waren meine eigentlich wasserfesten Klamotten so nass, meine Hände komplett kalt und ich am zittern, dass ich mich entschied in ein Restaurant zu gehen, um mich etwas aufzuwärmen. Als ich vom Fahrrad abstieg, um in die Pizzeria zu gehen, fühlte ich mich wie Jesus, ging ja auch ich nun über Wasser...zumindest gaben mir die durchnässten Schuhe dieses Gefühl. 

Doch die Klamotten wurden nicht richtig trocken und die Pizza schmeckte auch nicht so wirklich gut, also beschloss ich das zu tun, was ich seit letzter Woche Mittwoch nie wieder tun wollte, ich fuhr ein kleines Stück mit der Bahn. Das war im Nachhinein eine ziemlich gute Idee, denn ich konnte nicht nur einem Streit einer Kontrolleurin und einem Fahrgast lauschen, sondern unterhielt mich noch ein wenig mit einem Fremden, der mich sehr nett auf mein vollgepacktes Fahrrad angesprochen hatte. Er erzählte mir von seiner Radreise durch Wales und Schottland und versicherte mir, dass sich längere Strecken nach einer weiteren Woche nicht mehr so anstregend anfühlen würden.

So fuhr ich die letzten Kilometer weiter durch den Regen, der nun noch stärker geworden war und wurde unheimlich nett bei Kerstin und ihrer Familie empfangen. Man nahm mir Gepäck und Klamotten ab, um diese zu trocknen, zeigte mir mein Zimmer und das Bad für eine warme Dusche. Nach dem Abendessen unterhielt ich mich mit zweien der drei "Kindern", Lena und Paul, über Filme und spontan entschlossen wir uns im nächsten Kino "Logan" zu sehen. Um 22:40 Uhr. Ich fühlte mich noch fit genug und hatte unheimlich Lust auf den Film, bin währenddessen dennoch ein bis zwei Mal eingeschlafen, denn der Film hat trotzt großartiger schauspielerischer Leistungen und genialen Charakteren viele Längen. So schlief ich dann auch sehr schnell ein, als wir wieder zu Hause angekommen waren.
Den nächsten Tag nutzte ich nach einem leckeren Frühstück zum weiteren Planen der Reise und auch, um ein paar Blog-Posts zu schreiben. Außerdem fuhr ich in den Supermarkt, um für den nächsten Tag einzukaufen. Nach dem Abendessen wurde mir noch Dartspielen beigebracht und, was soll ich sagen, darin bin ich wirklich tendenziell eher weniger gut.

Tag 9 - Koblenz (07. März)

In Koblenz habe ich mir dann einen freien Tag gegönnt und den erst einmal genutzt, um auszuschlafen. Danach habe ich mich um weitere Übernachtungsmöglichkeiten gekümmert und gleichzeitig auch geguckt, was meine nächsten Ziele sind. Nach einem leckeren Frühstück bin ich dann mit dem Fahrrad in die Stadt gefahren. Das Gepäck habe ich da natürlich nicht mitgenommen und so kam es mir ganz ungewohnt vor, so schnell fahren zu können. In Koblenz habe ich eine Buchhandlung besucht und einen Kuchen gegessen. Abends habe ich dann Blogeinträge zu Ende geschrieben und Arndt hat mir geholfen einen Alarmschutz für mein Fahrrad unter dem Sattel anzubringen. Mein Kino-Zimmer habe ich noch genutzt, um mir wenigstens die erste Hälfte vom zweiten "Fluch der Karibik"-Teil anzusehen.    

Samstag, 18. März 2017

Tag 8 - Von Bad Hönningen nach Koblenz (06. März)

In Koblenz wohnt ein guter Freund meines Vaters aus Kindertagen und so war das nächste Ziel klar. Der Regen hatte noch immer nicht aufgehört, war sogar noch mehr geworden und so entschied ich, noch ein wenig im Zelt liegenzubleiben, schließlich musste ich nur 36 Kilometer fahren. Ich sah mir also die zweite Folge "Sneaky Pete" an und aß die restlichen zwei Brötchen, die meine Tante mir am Vortag mitgegeben hatte. Nach ein paar Stunden faulenzen, Sachen zusammenpacken und Podcast hören war der Regen nicht weniger geworden und so beschloss ich, schnell meine Sachen zu packen und mich auf den Weg zu machen. Das gestaltete sich wegen des Regens als eher schwierig, doch nach ein paar Minuten war alles auf dem Fahrrad verstaut und es konnte losgehen, in Richtung Koblenz.




Der Weg war nicht lang, mein Handy verriet mir, dass ich nach nur 36 Kilometern dort ankommen sollte, doch wegen des starken Regens plante ich zum Glück ein paar Extra-Minuten mehr ein. Die Google Maps-App ist grundsätzlich schon ganz gut, hat mich bisher auch immer irgendwie ans Ziel gebracht, allerdings über Wege, die ich im Nachhinein eher gemieden hätte. Da nehme ich doch lieber eine asphaltierte Straße, als einen schmalen Waldweg, der irgendwie auch sehr nach Privatgrundstück aussieht. Hab ich ja alles überstanden, alles gut, aber an diesem denkwürdigen Montag, den 06. März war die App wohl in einer sehr rebellischen Laune oder wollte mir einfach nur ein kleines Abenteuer bereiten. Ich fuhr also mit einem "Sherlock und Watson"-Hörspiel in den Ohren durch ein kleines Dörfchen, als die App mich wieder an den Rhein schickte. Schön, dachte ich und ahnte noch nicht, wie lang und wie uneben der schmale Weg noch werden sollte, der sich da vor mir auftat. Das Schild "Frei für Fußgänger und Radfahrer auf eigene Gefahr" hätte mich eigentlich aufhalten sollen, aber es regnete und wenn Google Maps den Weg kannte, konnte der ja nicht so schlimm sein...

Die ersten Meter waren noch okay, doch dann wurde der Weg so schmal, dass ich nicht mehr absteigen konnte, denn rechts von mir tat sich zwei Meter tiefer der Rhein auf und links neben mir war ein Fels, an den ich mich maximal anlehnen konnte. Dazu kam der Regen und mein sich auf dem unebenen Untergrund immer mehr bemerkbar machendes Gepäck. Hier ein Foto, das ich gemacht habe, als es noch möglich war abzusteigen. 

Danach war mir der Regen auch egal, Hauptsache, ich hatte eine befestigte Straße unter den Reifen und einen Weg, der zwei Meter breit war. Doch die App hatte wohl einen Clown gefrühstückt oder spontane Mordgedanken bekommen, wollte sie mich nun durch Leitplanken und über Autobahnen führen. Normalerweise nehme ich es gerne mit einer Leitplanke auf, aber in diesem Fall entschied ich mich dann doch für ein paar Meter mehr zu fahren und die damit verbundene Sicherheit. 
Den Regen begann ich schon zu ignorieren, doch schön war die Aussicht auf den grauen Himmel wirklich nicht, bis ich mit diesem Anblick auf einer Brücke, die über den Rhein führt, belohnt wurde:
Bei Arndt und Familie angekommen, bekam ich ein eigenes Zimmer, das sonst auch als Heimkino dient (das habe ich natürlich ausgenutzt) und eine kleine Besichtigung des neuen Hauses. Dann gab es selbstgemachte Pizza und später ein sehr nettes Gespräch bei einem kühlen Bier.

Sonntag, 12. März 2017

Tag 7 - Von Köln nach Bad Hönningen (05. März)



Da das Wetter schlecht angesagt war und ich keine Lust auf Tage, wie den letzten Dienstag hatte, entschloss ich mich nur 60 Kilometer zu fahren und zwar zu einem Campingplatz am Rhein. Telefonisch hatte ich dort niemanden erreicht, aber es gab eine Ansage, die aufforderte in der Wintersaison einfach so vorbeizukommen. Sollte der Campingplatz doch geschlossen haben, würde ich einfach wild zelten, dachte ich mir. Schließlich hatte ich das Zelt, die Iso-Matte und den Schlafsack nun schon über 400 Kilometer durchs Land gefahren, da war es an der Zeit das Gepäck auch zu nutzen. 
Da die Strecke sehr kurz war, fuhr ich relativ spät, um kurz nach 13 Uhr los. Die ersten Meter führen sich sehr schön, wenige Autos nervten mich mit ihrem Lärm, stattdessen lag ein großer Wald neben meinem Weg. 
Und so ging es mit relativ wenig Wind gut voran. Irgendwann kam mir ein anderer Radfahrer entgegen, der mir zurief: "Wo jehts denn hin?" Schnell rief ich "Durch Europa" zurück, da fuhren wir schon aneinander vorbei und ich hörte ihn nur "Oh" sagen. 
Mit Musik in den Ohren wurde die Fahrt noch angenehmer und auf einmal, ich hörte "Start to Begin" von The Brevet, trat kräftig in die Pedale, fuhr durch eine kleine Stadt und die Wolken wichen einem klaren Hellblau, bekam ich Tränen in den Augen, weil der Moment auf einmal so perfekt war. Mit der Musik fühlte ich mich, wie in einem Roadtrip-Film und ich war die für einen Abenteurer vielleicht etwas fehlbesetzte Hauptfigur, aber es war trotzdem mein Film. 

Wenige Minuten später sah ich dann den Rhein. Und mit dem Rhein kam nicht nur eine sehr schöne Strecke, sondern auch viele Menschen und der Wind, dieser scheiß Wind.
Hatte ich die Tage zuvor noch bemängelt, dass sich bei dem Wetter so wenige Radfahrer nach draußen wagten, war diese Strecke am Rhein entlang sehr gut befahren und noch mehr Fußgänger kreuzten meinen Weg. Einige Radfahrer nickten mir freundlich zu oder lächelten mich an. Ich dachte also, dass man das so unter Fahrradfahrern macht und lächelte nun auch anderen Radfahrern zu, erntete aber irritierte Blicke und beschränkte mich aufs Zurücklächeln.



Nachdem ich mich ein wenig vom Rhein entfernt hatte, wurden auch die Menschen um mich herum deutlich weniger, der Regen dafür umso mehr. Und obwohl ich es toll fand wieder "unter Leuten" zu sein, gefiel mir auch der Weg durch verlassende Gassen entlang an alten Fachwerkhäusern.

Endlich erreichte ich den Campingplatz, doch die Rezeption war nicht besetzt, dort stand lediglich der Hinweis, dass man sich an die benachbarte Therme wenden sollte. Und so ging ich in regennasser Fahrradklamotte und Helm in die Therme und war so sehr Fremdkörper, wie man nur Fremdkörper in einem Raum sein kann, in dem sich nur entspannte, gerade aufgewärmte Personen befinden - denn ich war das genaue Gegenteil. Nachdem ich erklärt hatte, dass ich gerne Zelten wollen würde, fragte mich die Empfangsdame nur kurz angebunden und sehr ungläubig: "Bei dem Wetter?" 
Die Formalien waren schnell geklärt und die Dame am Empfang zeigte mir auf einer Karte, wo sich auf dem Campingplatz die Zeltplätze befanden. Ich prägte mir die Karte ein und hatte sie beim Herausgehen direkt wieder vergessen - mein Orientierungssinn ist eben nicht der beste.
So schlug ich mein Zelt wahrscheinlich irgendwo auf, wo auf gar keinen Fall ein Zelt stehen sollte, da zu dieser Jahreszeit noch nicht viele Camper unterwegs waren, dachte ich mir, dass das kein Problem sein würde. Und das war es auch nicht, jedoch wurde ich später in meinem Verdacht bestätigt, als ein paar Minuten später ein Wohnmobil neben mir parkte. Ich hatte bei dem immer stärker werdenden Regen keine Lust noch mal umzuziehen und lebte mit dem Risiko - ich Rebell...

Dafür, dass es sich um meine erste richtige Zelterfahrung handelte, es unglaublich kalt war und noch dazu durchgängig regnete, schlief ich...überhaupt nicht gut ein. Ich sah mir noch eine Folge "Sneaky Pete" an, die ich mir auf Anraten meiner Tante heruntergeladen hatte und versuchte dann einzuschlafen. Doch das gelang mir überhaupt nicht. Über zwei Stunden lag ich hellwach im Schlafsack und hörte dem Regen beim Regnen zu. Dann schlief ich etwa eine Stunde, wachte mit kalten Füßen wieder auf, versuchte mich mit einem Podcast abzulenken und schlief eine Stunde später wieder ein, nur um kurz darauf wieder aufzuwachen - eine insgesamt sehr unruhige Nacht. 

Samstag, 11. März 2017

Tag 5 und 6 - Schulz und Böhmermann (03. bis 04. März)

Gefahren bin ich zwar an Tag 5 nur mit der Bahn, unerwähnt soll dieser Tag dennoch nicht bleiben. Denn ich hatte eine Karte für die Aufzeichnung von "Schulz und Böhmermann" in Köln-Ehrenfeld ergattern können. Nach dem ausgiebigen Frühstück machte ich einen kleinen Spaziergang zur etwas weiter entfernten Bahn-Station und genoss das schöne Wetter, obwohl ich mich gleichzeitig auch ärgerte, dass das Wetter jetzt schön war, wo ich gerade nicht mit dem Rad unterwegs war. 

Nach einer halben Stunde Fahrt kam ich dann in Köln-Ehrenfeld und ein wenig später beim Studio König an. Dort sollte die Aufzeichnung stattfinden und es hatte sich bereits eine lange Schlange vor dem Einlass gebildet, die mir verriet, dass ich das richtige Studio König gefunden hatte. 

Nach einer Taschenkontrolle und der Garderobe wurden dann von jedem Zuschauer ein paar Fotos gemacht, die ich hier noch einfügen werde, wenn ich sie demnächst vielleicht irgendwie bekomme. Ich bestellte mir für die Wartezeit bis zur Aufzeichnung eine "fritz kola" und wurde doch tatsächlich gefragt, ob ich die mit oder ohne Zucker haben wolle. Was für eine Frage...
Mit den anderen 200 Zuschauern ging es dann recht zügig ins Studio und ich kam schnell mit meinen Sitznachbarn ins Gespräch, die auch schon ein paar Radtouren gemacht hatten. Wir wurden begrüßt und dann kamen auch schon Olli Schulz und Jan Böhmermann. Beide gut gelaunt, locker und überhaupt nicht arrogant. Die Gäste wurden für den Onlineteaser kurz vorgestellt und die Aufzeichnung begann.


                     


In der Diskussion ging es um Sexismus und die Gäste waren so gut ausgewählt, dass sich am Ende alle missverstanden fühlten, nicht die Gesprächsrunde erlebten, die sie sich erhofft hatten und auf mindestens 50 % der anderen Gesprächsteilnehmer sauer waren. Eine sehr unterhaltsame Runde also, die wie es zu erwarten war zur keinem Ergebnis kam. Die Sendung könnt ihr euch hier ansehen, allerdings sieht man mich nicht, da ich nicht in einer der ersten Reihen saß *trauriger Smiley*

                                        
Nach der Aufzeichnung machte ich noch ein paar Bilder mit Max Bierhals, fuhr dann zurück und wurde während der Fahrt in eine Diskussion über Religionen verstrickt. Hach, Köln, ich freue mich jetzt schon mehr Zeit mit dir zu verbringen.

Den Tag darauf habe ich genutzt, um meine Sachen zu sortieren, die Weiterfahrt zu organisieren und ein paar Blog-Posts zu schreiben, denn das hatte ich vorher nicht geschafft...

Freitag, 10. März 2017

Tag 4 - Von Bochum nach Köln (02. März)

Meine Knieschmerzen hatten nachgelassen und ich war voller Vorfreude, denn ich sah nicht nur meine Tante in Köln wieder, mit der ich auch zusammen Theater spiele, sondern wusste auch, dass es am Freitag zur Aufzeichnung von "Schulz und Böhmermann" ging. Mit einem vertrauten Umfeld als Ziel und einer frischen Waffel, die ich mir am Morgen gegönnt hatte, begann ich nun also meine Fahrt nach Köln. 
Schnell jedoch legte sich diese Vorfreude, denn es begann zu regnen und ich bekam schnell mit, dass sich die Landschaft massiv veränderte. Die erste rasante bergab-Fahrt in eine kleine Stadt konnte ich noch genießen, weniger dafür den Weg bergauf. Durch das Gepäck und die langen Strecken, die es nur nach oben ging, musste ich mein Fahrrad für lange Zeit schieben, was auf Dauer wahnsinnig ermüdend und anstrengend ist. So kam ich nicht so gut voran, konnte dafür aber die schöne Natur genießen. 

Auch der Wind machte mir mehr zu schaffen, als ich gedacht hätte und so machte ich irgendwann eine Pause und las im Internet, dass es am Nachmittag besser werden sollte und es wurde Nachmittag aber nicht besser.
Dafür hatte ich bei einem Supermarkt eine sehr nette Begegnung mit einer älteren Dame, die mich ansprach und erzählte, dass ich sie an ihre alten Radtouren erinnern würde und obwohl es manchmal anstrengend gewesen sei, zählten diese Reisen immer noch zu ihren schönsten Erinnerungen. Nach dem kurzen Gespräch, wollte ich gerade losfahren, als mich wieder eine ältere Dame ansprach und mir noch gutes Wetter wünschte. 
Immer mehr stellte ich für mich fest, dass es solche Kleinigkeiten, ein Lächeln, ein paar nette Worte oder ein kurzes Gespräch waren, die mich motivierten wieder kräftig in die Pedale zu treten und die Reise und die Freiheit zu genießen.
Obwohl ich immer wusste, dass ich jeden Meter, den es bergab ging später wieder hochfahren musste, versuchte ich diese Strecken zur Entspannung meiner Beine zu nutzen und so war eine sich den Wald hinunterschlängelnde Straße ein Highlight des Tages. Keine Anstrengung nur Bäume und ein paar Autos, die mit gleichem Tempo die Straße hinuntersausen. Meine bisherige Höchstgeschwindigkeit von 36 km/h (und ich habe ununterbrochen abgebremst), erzielte ich auf dieser Strecke. Mit Karacho ging es weiter in Richtung Kölle.




Das Hinauf und Herunter wurde immer ermüdender und je näher das Ziel wurde, desto länger schienen die Kilometer zu werden. Wieder führte mich das Navi durch ein Waldstück voller Schlamm und ich musste mein Rad durch das Geäst nach oben bugsieren. Schließlich kam ich dann um 19:15 Uhr bei meiner Tante Christina und Andreas an. Mich erwarteten Nudeln und Fassbrause. Schöner konnte der erste Abschnitt meiner Reise nicht enden. 


Donnerstag, 9. März 2017

Tag 3 - Von Osnabrück nach Bochum (01. März)


Schon am Dienstag wurde mir klar, dass ich mit den Schmerzen im Bein nicht die ca. 120 Kilometer von Osnabrück nach Bochum hätte fahren können. Nachdem ich in dem Hostel mein Zimmer geräumt hatte, setzte ich mich also in die Küche, die ich ebenso wie den Gemeinschaftsraum weiterhin nutzen durfte und wollte eigentlich ein Bahnticket für mich und mein Fahrrad von Osnabrück nach Dortmund buchen. So hätte ich immerhin 20 km fahren können - mehr wollte ich wegen der Schmerzen auch nicht. Als problematisch stellte sich dann aber die Fahrradmitnahme heraus. Nach einem Anruf bei der Deutschen Bahn musste ich feststellen, dass für diese Strecke an diesem Tag die Fahrradmitnahme nicht mehr möglich war. So plante ich etwas um und musste doch um einiges früher los, um dann mit der Bahn nach Münster zu fahren. So sparte ich immerhin 60 km. Allerdings blieben noch über 70 Kilometer zu fahren. Davon war ich dann doch ziemlich genervt, dafür aber sehr froh im Gemeinschaftsraum eine Gitarre zu sehen, denn so konnte ich mich ein wenig beruhigen, bevor es zum Bahnhof ging.
Dort kam ich 20 Minuten bevor meine Bahn losfahren sollte an, habe gerade so noch ein Ticket bekommen und die Bahnfahrt dann auch genießen können.

Kaum in Münster angekommen, wurde meine Stimmung wieder schlechter, denn mein Handy funktionierte auf einmal nicht mehr so, wie es sollte. Ich kam nicht mehr ins Internet, die ALDI-Talk-App ließ sich nicht mehr öffnen und zwei Versuche meinen Vater anzurufen scheiterten, beim dritten jedoch erreichte ich ihn und er erklärte mir, in welche Richtung ich fahren sollte, allerdings habe ich einen sehr schlechten Orientierungssinn und so bin ich einige Zeit in die völlig falsche Richtung gefahren, bis das Internet wieder funktionierte und mich auf die richtigen Wege brachte. Dafür konnte ich so zum Glück einiges mehr von Münster sehen, eine Stadt, die wirklich unglaublich schön ist und noch dazu sehr fahrradfreundlich. Hier würde sich auch ein längerer Aufenthalt lohnen. 
Die weitere Fahrt an sich war dann doch eher unspektakulär. Ich hörte das Hörbuch von "Alice hinter den Spiegeln" (viele schöne Wortspiele, aber leider keine wirklich gute Story) und einige Lieder von BOSSE.

Was mir noch auffiel waren viele kleine Kästen bei Bauernhöfen, in denen die Bauern Hühnereier verkauften - man konnte sich die Eier einfach selbst nehmen und dafür das Geld in die daneben stehende Kasse stecken. Die Idee fand ich sehr nett, konnte diesen Service aber leider nicht nutzen, denn ich glaube nicht, dass die Eier den Transport überlebt hätten. Außerdem habe ich immer mehr Tankstellen gesehen. 

Kaum hatte ich mich nach über 75 Kilometern gefreut Bochum zu erreichen, musste ich erkennen, dass die Stadt wirklich hässlich ist. Sorry, Buchum, isso. Man hat das Gefühl, als wäre ein ganz trostloser, grauer Filter über die Stadt gelegt worden und wirklich gepflegt sahen die Wohngegenden auch nicht aus.
Dafür hatte ich mit Sven, auch einem Poetry Slammer (hier findet ihr einen seiner Auftritte), einen sehr netten Gastgeber.

Wir sprachen über "La La Land" und vor allen Dingen das Ende von "La La Land" und die Bildsprache von "La La Land" und die ganzen Metaphern in "La La Land" und die Musik in "La La Land" und waren uns in allem sehr einig. Als Lektüre zum Schlafengehen konnte ich ein paar Texte aus seinem Buch lesen, dass es seit kurzem zu kaufen gibt. Es heißt "Aufhause" und die Texte, die ich gelesen habe, sind genauso gut, wie das Cover aussieht!

Mittwoch, 8. März 2017

Tag 2 - Von Bremen nach Osnabrück (28. Februar)

Nachdem mich die warme Dusche am Morgen richtig geweckt und ich für den Tag ein paar Sachen im Supermarkt gekauft hatte, ging es nun weiter nach Osnabrück. Schon für Montag war das Wetter eher schlecht angesagt, doch nach viel Sonnenschein, ein wenig Wind und noch nicht einmal dreißig Minuten Regen, war ich sehr optimistisch. Für ungefähr 10 Meter. Dann merkte ich schon, dass der Wind heute deutlich stärker war, als es am Tag zuvor der Fall gewesen war. Ich kämpfte mich durch Bremen, versuchte mich für die eigentlich schöne Sicht auf die Weser zu begeistern und war dann sehr schnell sehr frustriert.
Mit ein wenig Traubenzucker versuchte ich mir einen kleinen Energieschub zu geben, doch der Wind nervte. Ich konnte nicht einmal Musik hören, die mich hätte beruhigen können. 
Doch dann sah ich auf einmal ein bekanntes Gesicht: Einen YouTuber namens Fabian, der satirische Videos macht und die sind sogar ziemlich gut. Schaut mal hier vorbei! Ich habe ihn auf seine tolle Arbeit angesprochen, er hat sich sehr gefreut und mich auch zu meiner Fahrradreise ausgefragt. 


Das nette Gespräch hat mich für ungefähr 5 km motiviert, doch der Gegenwind wurde immer stärker, besonders, als ich aus Bremen raus war. Wieder fuhr ich durch die immergleichen Dörfer und Städte, doch dieses Mal begann es mich zu nerven. Wenn der Wind schon ununterbrochen winden musste, konnte die Aussicht doch wenigstens schön sein, stattdessen: Apotheke, Bäcker, Edeka/Aldi/Rewe, Friseur, Landstraße. Dann: Apotheke, Bäcker, Edeka/Aldi/Rewe, Friseur, Landstraße. So, als hätte der Weltenerschaffer mit copy und paste versucht die Lücken zwischen der Großstädten zu füllen. Irgendwie wahrscheinlich ein wenig möglicherweise unter Umständen nach neuesten Erkenntnissen tatsächlich so, wie ein Schüler, der mit Füllwörtern versucht seinen Aufsatz ein wenig länger wirken zu lassen. 
Eigentlich wollte ich erst nach der Hälfte der Strecke eine Pause machen, aber ich war so tierisch genervt, dass ich mich entschloss bei einem Bäcker einen Kakao zu trinken und noch irgendetwas maximal Ungesundes zu essen. Allerdings hätte ich etwas Hemmungen mein Fahrrad unbeaufsichtigt irgendwo stehen zu lassen. Natürlich habe ich es zweifach abgeschlossen, aber die Taschen konnte ich nicht sichern und so suchte ich mir einen Bäcker, bei dem ich mich reinsetzten und gleichzeitig mein Fahrrad im Blick behalten konnte. Als dieser gefunden war, entdeckte ich ein Schild, das mir sagte, dass ich mein Fahrrad hier nichts hinstellen durfte und ich war so mies gelaunt, dass ich wütend wurde, als ich nur daran dachte, dass irgendjemand mein Fahrrad dort wegstellen oder mich darauf ansprechen könnte. Letztendlich passierte natürlich nichts, außer, dass ich meine, trotz der kurzen Strecke, verdiente Pause genoss. Neben mir saß eine ältere Frau, die mich und meine Reiseaustattung interessiert beäugte und normalerweise wären wir wahrscheinlich ins Gespräch gekommen, doch darauf hatte ich jetzt keine Lust, hätte ich ihr doch jetzt nur erzählt, wie sehr mich dieser scheiß Wind nervte. So konzentrierte ich mich voll und ganz auf den Mohnstrudel, der vor mir immer weniger wurde. 


Doch danach ging es mit vollem Magen und so windig, wie vorher weiter. Teilweise bin ich mit 9 km/h einen Berg hinuntergefahren, obwohl ich mit aller Kraft in die Pedale getreten habe. Das erste Mal dachte ich mir: Vielleicht war das Ganze doch keine gute Idee. Was hätte ich in der Zeit noch alles machen können? Ich hätte ein Buch schreiben können, ein neues Musikinstrument lernen oder gleich eine neue Sprache. Ich hätte auch einfach mehr Laufen gehen und im Garten zelten können. Und ich war auf einmal genervt von allen, die mir gesagt hatten: Das wird sicher toll und du wirst so viel draus lernen und so viel für dein späteres Leben mitnehmen. Doch das einzige, was ich gelernt hatte, so schien es mir in diesen Momenten, war, dass Wind scheiße ist. Einfach nur scheiße. Und ich dachte mir, dass man den scheiß Wind doch eigentlich auch nicht brauchte. Wozu denn? Um Blumensamen fortzutragen? Das geht doch auch anders, mit Bienen oder mehr Pusteblumen oder so. Keine Ahnung, was weiß denn ich. Und dann habe ich mich darüber aufgeregt, dass für das Wetter keine Person zuständig ist, die ich hätte besuchen können und anschreien, was das denn soll mit dem scheiß Wind. 
Und irgendwann hatte ich mich dann so in der Wut verrannt, dass ich über mich doch ein wenig lachen musste. Nach ungefähr 50 km durchgehend Gegenwind, wurde das Wetter dann auch etwas besser und ich hörte mir ein weiteres Hörspiel an, weil ich das am Tag zuvor doch sehr genossen hatte. Die Wahl fiel auf "Küss den Frosch". Obwohl ich die Idee und ein paar Charaktere sehr schön fand, war mir die Story doch etwas zu unoriginell, als Ablenkung von dem Wind aber ganz gut. Etwas gruselig allerdings war, dass ich während des Hörens an zwei toten Fröschen vorbeigefahren bin. Bei "Küss den Frosch"...
In der noch etwas windigeren Phase fuhr ich durch ein Dorf, in dem gleich zwei Häuser gab, die wie Burgen gebaut waren oder Burgen, die als Häuser dienten. Sehr merkwürdig auf jeden Fall.


Dann allerdings kam das nächste Problem: Für meine Übernachtungsmöglichkeit, die ich über die App "Warmshowers" kontaktiert hatte, musste ich um 20 Uhr in Osnabrück sein. Durch die längere Pause, eine Durchschnittsgeschwindigkeit von vielleicht 12 km/h und meiner sich immer mehr bemerkbar machenden Erschöpfung wurde mir klar, dass ich das nicht mehr schaffen würde. Ich musste nach einer Alternative suchen. Nachdem ich durch einen sehr verlassenen Campingplatz gefahren bin, vorbei an einem Kiosk, an dem im Sommer sicherlich viele Kinder ihre Eltern um Geld für ein Eis anbetteln, vorbei an einem Restaurant, das natürlich auch geschlossen hatte und einen Weg an einem schönen See entlang, auf dem in der wärmeren Jahreszeit viele Boote unterwegs sind. Und so war es ziemlich komisch durch diesen Urlaubsort zu fahren, der so leer war und alles andere als Urlaub ausstrahlte. Der ganze Weg durch diesen Abschnitt sagte mir: Du bist ganz eindeutig zur falschen Zeit gekommen! Ein paar Jogger sind mir dann doch begegnet, die wie ich den Ausblick auf den schönen See genossen und so entschied ich mich hier eine kurze Pause zu machen, um nach einer neuen Übernachtungsmöglichkeit in Osnabrück zu suchen. Schnell war ein Hostel gefunden und nach einem Anruf geklärt, dass noch genug Plätze frei wären, ich müsste nur bis 21 Uhr da sein. Kein Problem, dachte ich, denn das Wetter war ja besser geworden. Die letzten Stunden der Fahrt allerdings waren die schlimmsten.
Es begann zunächst zu regnen-alles noch kein Problem, lediglich mein Handy, das mich navigieren sollte spinnte dadurch etwas, sodass ich oftmals stoppen und die Handschuhe ausziehen musste, um wieder in die richtige Ansicht der Google Maps-App zu gelangen. Diese hat mich dann durch einen Waldstück geführt, dessen Weg durch den starken Niederschlag voller Schlamm war. Fahren war nicht mehr möglich und nachdem ich mit den Füßen schon komplett im Schlamm versunken war, ging der Weg nun auch noch bergauf. Also musste ich das schwere Fahrrad samt Gepäck durch den Schlamm schieben. Da gibt es spaßigere Beschäftigungen. 
Kurz nach Sonnenuntergang begann es dann richtig zu schneien und auch der Wind nahm wieder zu. Durch den Schnee, der mir direkt in die Augen geweht wurde, konnte ich nun die Straße nicht mehr richtig sehen. Ich musste also eine Brille aufsetzten, leider habe ich nur eine Sonnenbrille dabei und durch den Schnee, der nun auf die Brille geweht wurde, konnte ich ebenfalls nicht viel sehen. Immerhin ging es nun bergab. Durch den Zeitdruck konnte ich es mir allerdings nicht leisten den Berg langsam herunter zu fahren. Im Nachhinein bin ich wirklich froh, dass ich das Ganze so gut überstanden habe. 
Um 20:55 Uhr kam ich dann in dem Hostel im nicht wirklich schönen Osnabrück an. Leider lag dieses in der dritten Etage eines Hauses, sodass ich, von der Fahrt total erschöpft mit starken Schmerzen in den Beinen und besonders in den Knien, das gesamte Gepäck nach oben tragen musste. Auch das Fahrrad habe ich zur Sicherheit in der zweiten Etage des Treppenhauses angeschlossen.


Nach einem aufbauenden Anruf bei meiner Familie, habe ich mir dann eine Pizza bestellt. Die habe ich dann mit einer Folge "How I met your mother", die ich mir wohl irgendwann mal runtergeladen habe, genossen. Völlig fertig bin ich dann ins Bett gefallen und konnte dennoch nicht einschlafen. Denn auf der einen Seite musste ich meine klitschnassen Klamotten trocknen und auf der anderen Seite heizte die Heizung mit der ich dies versuchte das kleine Zimmer so auf, dass ich nicht richtig einschlafen konnte. Irgendwann war dann ein Mittelweg gefunden und ich legte mich mit schmerzenden Knien wieder hin und schlief ein.