Sonntag, 12. März 2017

Tag 7 - Von Köln nach Bad Hönningen (05. März)



Da das Wetter schlecht angesagt war und ich keine Lust auf Tage, wie den letzten Dienstag hatte, entschloss ich mich nur 60 Kilometer zu fahren und zwar zu einem Campingplatz am Rhein. Telefonisch hatte ich dort niemanden erreicht, aber es gab eine Ansage, die aufforderte in der Wintersaison einfach so vorbeizukommen. Sollte der Campingplatz doch geschlossen haben, würde ich einfach wild zelten, dachte ich mir. Schließlich hatte ich das Zelt, die Iso-Matte und den Schlafsack nun schon über 400 Kilometer durchs Land gefahren, da war es an der Zeit das Gepäck auch zu nutzen. 
Da die Strecke sehr kurz war, fuhr ich relativ spät, um kurz nach 13 Uhr los. Die ersten Meter führen sich sehr schön, wenige Autos nervten mich mit ihrem Lärm, stattdessen lag ein großer Wald neben meinem Weg. 
Und so ging es mit relativ wenig Wind gut voran. Irgendwann kam mir ein anderer Radfahrer entgegen, der mir zurief: "Wo jehts denn hin?" Schnell rief ich "Durch Europa" zurück, da fuhren wir schon aneinander vorbei und ich hörte ihn nur "Oh" sagen. 
Mit Musik in den Ohren wurde die Fahrt noch angenehmer und auf einmal, ich hörte "Start to Begin" von The Brevet, trat kräftig in die Pedale, fuhr durch eine kleine Stadt und die Wolken wichen einem klaren Hellblau, bekam ich Tränen in den Augen, weil der Moment auf einmal so perfekt war. Mit der Musik fühlte ich mich, wie in einem Roadtrip-Film und ich war die für einen Abenteurer vielleicht etwas fehlbesetzte Hauptfigur, aber es war trotzdem mein Film. 

Wenige Minuten später sah ich dann den Rhein. Und mit dem Rhein kam nicht nur eine sehr schöne Strecke, sondern auch viele Menschen und der Wind, dieser scheiß Wind.
Hatte ich die Tage zuvor noch bemängelt, dass sich bei dem Wetter so wenige Radfahrer nach draußen wagten, war diese Strecke am Rhein entlang sehr gut befahren und noch mehr Fußgänger kreuzten meinen Weg. Einige Radfahrer nickten mir freundlich zu oder lächelten mich an. Ich dachte also, dass man das so unter Fahrradfahrern macht und lächelte nun auch anderen Radfahrern zu, erntete aber irritierte Blicke und beschränkte mich aufs Zurücklächeln.



Nachdem ich mich ein wenig vom Rhein entfernt hatte, wurden auch die Menschen um mich herum deutlich weniger, der Regen dafür umso mehr. Und obwohl ich es toll fand wieder "unter Leuten" zu sein, gefiel mir auch der Weg durch verlassende Gassen entlang an alten Fachwerkhäusern.

Endlich erreichte ich den Campingplatz, doch die Rezeption war nicht besetzt, dort stand lediglich der Hinweis, dass man sich an die benachbarte Therme wenden sollte. Und so ging ich in regennasser Fahrradklamotte und Helm in die Therme und war so sehr Fremdkörper, wie man nur Fremdkörper in einem Raum sein kann, in dem sich nur entspannte, gerade aufgewärmte Personen befinden - denn ich war das genaue Gegenteil. Nachdem ich erklärt hatte, dass ich gerne Zelten wollen würde, fragte mich die Empfangsdame nur kurz angebunden und sehr ungläubig: "Bei dem Wetter?" 
Die Formalien waren schnell geklärt und die Dame am Empfang zeigte mir auf einer Karte, wo sich auf dem Campingplatz die Zeltplätze befanden. Ich prägte mir die Karte ein und hatte sie beim Herausgehen direkt wieder vergessen - mein Orientierungssinn ist eben nicht der beste.
So schlug ich mein Zelt wahrscheinlich irgendwo auf, wo auf gar keinen Fall ein Zelt stehen sollte, da zu dieser Jahreszeit noch nicht viele Camper unterwegs waren, dachte ich mir, dass das kein Problem sein würde. Und das war es auch nicht, jedoch wurde ich später in meinem Verdacht bestätigt, als ein paar Minuten später ein Wohnmobil neben mir parkte. Ich hatte bei dem immer stärker werdenden Regen keine Lust noch mal umzuziehen und lebte mit dem Risiko - ich Rebell...

Dafür, dass es sich um meine erste richtige Zelterfahrung handelte, es unglaublich kalt war und noch dazu durchgängig regnete, schlief ich...überhaupt nicht gut ein. Ich sah mir noch eine Folge "Sneaky Pete" an, die ich mir auf Anraten meiner Tante heruntergeladen hatte und versuchte dann einzuschlafen. Doch das gelang mir überhaupt nicht. Über zwei Stunden lag ich hellwach im Schlafsack und hörte dem Regen beim Regnen zu. Dann schlief ich etwa eine Stunde, wachte mit kalten Füßen wieder auf, versuchte mich mit einem Podcast abzulenken und schlief eine Stunde später wieder ein, nur um kurz darauf wieder aufzuwachen - eine insgesamt sehr unruhige Nacht. 

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