Mit dem Fahrrad ging es dann in die Innenstadt Veronas, denn ich hatte nur etwa 45 Kilometer zu fahren und wollte mir die Stadt nicht entgehen lassen, wo ich schon mal da war. Mein erster Anlaufpunkt war eine Eisdiele, die leider noch geschlossen hatte, aber ich konnte sehen, dass sie dort Zimteis verkauften - ein Grund für mich später noch einmal wieder zu kommen. Dafür konnte ich einem Pianisten lauschen, der auf dem Marktplatz ein paar Lieder spielte und so die Aufmerksamkeit von vielen vorbeilaufenden Touris bekam.
Über den Markt ging es weiter in Richtung von Julias Haus, doch die Straßen wurden immer voller und mit meinem Fahrrad kam ich nur sehr schwer voran. Den Verona ist nicht nur die Stadt der Liebenden, sondern anscheinend auch historisch irgendwie wichtig - kein Ahnung warum, mein Abi-Thema waren die ersten beiden Weltkriege.
So tummelten sich unter allen den hübschen jungen Liebespärchen noch zahlreiche Schulklassen. So entschied ich mich gegen Julias Haus, da es in der Richtung noch voller wurde und dafür für ein zusätzliches Eis.
Ein paar Minuten später beobachtete ich eine skurrile Situation: Zwei Polizisten sprachen vor einem antiken Gebäude mit zwei als Römer verkleideten Menschen, die wohl irgendetwas verbrochen hatten. Und da fragte ich mich schon, wer von den beiden hier am längeren Hebel saß, schließlich standen sie ja vor einem antiken Gebäude und die Polizei war im Gegensatz zu den anderen beiden nicht antik gekleidet. Auf jeden Fall ein witziges Bild:
Auf einem sehr schönen Platz machte ich dann eine Pause...vom Pause machen und danach einen großen Umweg für das Zimteis. Das war dafür umso leckerer und noch dazu als Rose geformt. Mehr Amore in der Stadt der Liebenden geht wohl gar nicht.
Der Weg an sich war dann kurz und relativ unspektakulär. Auf Fahrradwegen neben der Straße ging es auf einem sehr ebenen Weg in Richtung Gardasee.
Aufgefallen sind mir nur die Todesanzeigen, die in Italien als Plakate neben Werbungen aufgehängt werden. Für mich war die Vorstellung etwas merkwürdig nach meinem Tod unter einer Sushi-Werbung aufgehängt zu werden, obwohl mir das dann wahrscheinlich auch egal sein konnte...
Wie zu erwarten ist Sirmione total auf Touristen ausgelegt, gleichzeitig aber auch sehr schön. Überall gibt es Palmen und Brunnen und übergewichtige Deutsche in Sandalen. Das B & B, in dem ich ein Zimmer gebucht hatte, begrüßte mich mit einem Glas gekühltem Orangensaft, das ich trotz Fruktoseintoleranz direkt wegkippte - ja, bei meiner Reise gehe ich oft an meine Grenzen. Auch das Zimmer war sehr schön eingerichtet, vielleicht ein wenig zu feminin, dafür konnte ich mich hier wie eine richtige Prinzessin fühlen.
Ich wusch noch meine Wäsche und setzte dabei aus Versehen das halbe Bad unter Wasser...hoppla...
Das Zimmer war leider sehr kühl und die Heizung wurde nur nachts und morgens für ein paar Stunden angestellt, also heizte ich den Raum mit einer warmen Dusche und machte mich danach auf zur Castello Scaligero, einer bekannten Burg in der Stadt.
Leider konnte ich mein Fahrrad nicht mit in die Burg nehmen, wollte mir diese aber nicht entgehen lassen, denn mein Vater hatte mir vorher erzählt, dass er hier bei "diesem einen Eisladen" ein sehr lecker Eis gegessen hatte und mich auf eines einladen würde. Es stellte sich heraus, dass es hier wahrscheinlich so um die zehn Eisläden gab, also entschied ich mich spontan für einen und dachte mir, dass zwei Kugeln ja ausreichen würden, schließlich hatte ich am Morgen ja schon zwei gehabt.
Als ich sah, welche planetengroße Ausmaße die Kugeln hatten, machte ich mir nicht nur Sorgen um meinen Magen, sondern auch um den Geldbeutel meines Vaters. Ganze 7€ sollte das Eis kosten. Ich hatte gehofft hier mein Kleingeld loszuwerden und sortierte die Münzen in meiner Hand, kam aber nicht auf 7€. Das sah die Verkäuferin und sagte dann, dass 5€ reichen würden. Die kriegte ich mit der Münzsammlung zusammen und freute mich über die gesparten 2€, hatte ich doch über 300€ in der Jackentasche, ich Fuchs.
Ich aß das Eis mit Blick auf den Gardasee und sah einem Vater zu, der seien Kindern das Steineflitschen beibringen wollte und ich glaube, dass es kaum etwas witzigeres gibt, als einen Vater, der seinen Stein bis auf die andere Seite des Sees flitscht und seine Kinder, deren Steine mit einem dumpfen "Plumps" direkt ins Wasser fallen.
Ich kaufte mir danach noch eine Badehose und machte mich auf den Heimweg.
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