Die Vorfreude stieg und stieg mit jedem Meter, den der Bus fuhr. Im Morgengrauen setzte ich dann endlich meinen Fuß auf die erste Brücke in Venedig.
Die Stadt war fast menschenleer, ich hatte sie sozusagen ganz für mich alleine. Ich konnte mich an den Brücken und verwinkelten Gassen gar nicht satt sehen. Überall gab es etwas zu entdecken und so schlenderte ich durch Venedig, hörte ein bisschen Musik und das hätte ich so den ganzen Tag machen können.
Ein sehr emotionaler Moment war dann, als ich den Markusplatz das erste Mal sah mitsamt dem geflügelten Löwen, den ich mir mehrere Minuten ansah, weil er mich so faszinierte.
Ein zwielichtiger Typ kam dort auf mich zu und gab mir etwas Taubenfutter in die Hand und machte dann ein Foto von mir mit den Tauben auf dem Arm.
Dass das verboten war wusste ich nicht, dass er Geld dafür haben wollte, schon. Doch von seiner Forderung von 10€ war ich dann doch sehr überrascht. Ich handelte ihn auf 5€ runter und freute mich danach eher über die Fotos, als über die komische Situation nachzudenken.
In einem Café, das hauptsächlich von Einheimischen besucht wurde, frühstückte ich einen Kakao und ein Schokocroissant und nahm für den Weg noch zwei Kekse mit.
Am Abend zuvor hatte ich mich informiert, wieviel eine Gondelfahrt kostet und den Gedanken daran sehr schnell wieder verworfen, als ich die Preise las. Dafür kaufte ich mir ein Tagesticket für die Boote, die durch die ganze Stadt von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit schipperten.
Als ich mich in das Boot setzte, war der Markusplatz fast leer, genauso wie fast keine Plätze des Bootes besetzt waren. Doch während der Fahrt würde es nicht nur im Boot, sondern auch in ganz Venedig unglaublich voll, wie ich feststellte, als ich eine Stunde später wieder am Markusplatz angekommen war.
Dort sah ich auch, dass ein Start für einen Lauf aufgebaut wurde. Außerdem dehnten sich zahlreiche Menschen in Sportklamotten. Ich fragte nach, was hier stattfinden würde, da ich befürchtete, dass mein Venedig-Tag von einem großen Lauf gestört werden würde. Als ich endlich jemanden gefunden hatte, der Englisch sprechen konnte, verriet man mir, dass tatsächlich ein 13 km - Solidaritätslauf für irgendetwas unterstützenswertes stattfinden und man sich noch dafür anmelden konnte.
Da ich selbst sehr gerne laufe und das die letzten Wochen nicht gemacht hatte, bekam ich Lust einfach mitzumachen und kaufte mir für 8€ kurzentschlossen ein Ticket für den Lauf - eine Stunde vor Beginn. Nun hatte ich allerdings noch meine Jacke und die Plastiktüte mitsamt Wasserflasche und Powerbank dabei. So kam es mir sehr gelegen, dass man die Möglichkeit hatte einen Turnbeutel zu kaufen, in dem ich alles perfekt verstauen konnte. Meine Fahrradschuhe waren für einen Lauf zwar nicht perfekt und mit einem Hemd war ich zwar der bestgekleidetste Läufer, aber eben leider auch nicht sportlich angezogen.
So waren die Voraussetzungen mittelmäßig, der Lauf dafür umso schöner. Ich hatte die Möglichkeit mit vielen Italienern zusammen Seiten von Venedig kennenzulernen, die abseits der Touri-Pfade lagen. So hatte ich nicht nur eine sportliche Herausforderung, sondern sah auch unheimlich viel von Venedig. Die Brücken allerdings waren sehr anstrengend zu bezwingen und am Ende des Laufs gab es zwar eine Medaille, aber leider nicht zu Essen und Trinken.
Also kaufte ich mir erst einmal ein T-Shirt des Laufs, um es gegen mein vollgeschwitztes Hemd auszutauschen und danach ein Eis als Belohnung.
Ein großes Ziel war für mich an diesem Tag das "La Stella" zu finden, das Kino aus "Herr der Diebe". Schon zwei gute Freundinnen von mir hatten bei ihrem Venedig-Urlaub vergeblich danach gesucht. Auch ich hatte leider kein Glück (ein Grund mehr noch einmal nach Venedig zu kommen), dafür fand ich Scipios Haus:
In der Nähe der Rialtobrücke fand ich dann noch ein Restaurant, das sehr schön eingerichtet war, eine nette Bedienung hatte, eine fantastische Pizza und dafür sogar recht günstig war. Außerdem hatte ich so die Gelegenheit ein wenig runterzukommen und die Eindrücke zu verarbeiten.
Danach machte ich noch eine längere Bootstour, für die ich zunächst bis zur Endhaltestelle fuhr, um von dort mit einem neuen Boot in die andere Richtung zurückzufahren. So konnte ich einen guten Platz ergattern, von dem aus ich eine sehr gute Sicht hatte.
Nach der langen Tour war ich schon sehr erschöpft, ließ es mir aber doch nicht nehmen ein wenig durch Venedig zu schlendern. Nun war es allerdings deutlich voller, als noch am Morgen und ich regte mich über all die Touristen auf, obwohl ich ja selbst einer war. Natürlich besuchte ich noch eine Buchhandlung stellte dort aber sehr enttäuscht fest, dass es "Herr der Diebe" von Cornelia Funke dort nicht zu kaufen gab. Doofe Buchhandlung. Dafür hatte eine Freundin mir empfohlen in Venedig Aperol Spritz zu trinken, da das typisch venezianisch sei und noch dazu recht günstig. Sie empfahl mir einen Laden, den ich nach ein paar Umwegen auch fand.
Nach der Erfrischung ging ich dann auch schon zurück zur Busstation und es hieß Abschied nehmen von dieser tollen Stadt. Venedig, ich komme wieder!
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