Bevor es jedoch in den Bus ging, hatte ich noch eine Fahrt von fast 100 Kilometern nach Prag vor mir. Für diese längere Strecke stärkte ich mich also erst einmal beim Frühstücksbüffet und wollte mich dann auf den Weg machen.
Den Abgang aus dem Hotel gestaltete ich dann noch so peinlich, wie es ging. Mein Fahrrad hatte ich im Hotel angeschlossen und die Türen, die nach draußen gingen, waren erstens so klein, dass ich mit dem voll beladenen Fahrrad ohnehin schlecht rauskam und zweitens gingen sie sehr schnell wieder zu. Doch anstatt mir Hilfe zu holen, versuchte ich mein Fahrrad irgendwie nach draußen zu bugsieren, was mir jedoch überhaupt nicht gelang. Da fahre ich mit dem Fahrrad von Hamburg nach Tschechien und scheitere bei einer Tür, dachte ich mir, als schon die genervte Rezeptionistin kam und mich von meinem Leiden erlöste.
Ich fuhr noch ein wenig durch Pilsen bis es dann auf Landstraßen in Richtung Prag ging und das mit einem wirklich rasanten Tempo. Als ich irgendwann an einer Ampel stehen blieb, fiel mir zum ersten Mal auf, wie unglaublich stark der Rückenwind war, der mich ohne große Anstrengungen in Richtung Hauptstadt trug. Ich hatte also leider keinen Frauenchor am Straßenrand, der für mich singt, dafür den Tag auf meiner Seite und Rückenwind.
Dabei hörte ich eine Folge des Podcasts "Last September in Monaco" und sah, wie die Felder an mir vorbeizogen und die Wolken über mir immer dunkler wurden und mal ein wenig regneten und viel öfter einfach nur dunkel waren. An einer Bushaltestelle machte ich dann Pause und konnte geradeso mein Essen retten, dass fast weggeweht wurde, so stark war der Wind nun und ich dankte wem auch immer, dass dieser Wind von hinten kam und nicht von vorne.
Deutlich schneller als geplant kam ich Prag immer näher und als wäre der Weg nicht so schön einfach genug gewesen, ging es nun auch noch bergab. Viele Kalorien verbrannt habe ich an diesem Tag also nicht. Auch in Prag fiel mir auf, dass einige Gebäude sehr modern waren, während andere schon einige Jahre mehr auf dem Buckel zu haben schienen. Allerdings sahen sie nicht baufällig, wie in anderen Teilen Tschechiens aus, sondern eher antik und beeindruckend schön.
Viele der Gebäude erinnerten mich auch ein wenig an Wien, es gab nur einen Unterschied: Hier war alles vollplakatiert. Schon vorher war mir aufgefallen, wie viel Werbung es in Tschechien gab - an Gebäuden, auf den Rückenlehnen von Bänken und auf jeder sonstigen freien Fläche. Und das hat mich in Prag tatsächlich sehr gestört. Dafür war das Hostel, in dem ich mir ein Bett in einem Mehrbettzimmer gebucht hatte, sehr modern eingerichtet.
Die nächste positive Überraschung kam dann, als ich in das Zimmer mir acht Betten kam, denn in Wirklichkeit war dieses in zwei Räume mit jeweils vier Betten und einem Bad aufgeteilt und eine dieser Hälften war noch komplett leer, sodass ich mich dort einrichtete und hoffte, dass nicht noch weitere Gäste dazukamen, denn grundsätzlich freute es mich schon neue Menschen kennenzulernen, aber an diesem Abend brauchte ich ein wenig Ruhe. An das Hostel war noch ein Restaurant angeschlossen, in dem ich mir eine Pizza gönnte, die wirklich perfekt war und italienischer, als einige Pizzen, die ich später in Italien essen sollte.
Meine Mehrbettzimmer-Sorgen stellten sich als völlig unbegründet heraus, denn es kam niemand mehr dazu und so hatte ich preisgünstig ein Einzelzimmer mit eigenem Bad und drei Betten zu viel.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen