Voller Vorfreude packte ich meine Sachen, wechselte noch ein paar Worte mit dem Eigentümer der Wohnung und dann später, als geplant um kurz vor 10 Uhr los.
Der Weg versprach recht hügelig zu werden, doch der Anfang war sehr entspannt und mit einer Folge "Podcast UFO" im Ohr ließ sich der Weg noch einfacher fahren. Lange ging es durch ein Waldgebiet, in dem laut Warnhinweisen ein Bär hauste. Im Internet hatte ich vorher viele witzige Hinweise zu Bären gelesen. So stand dort zum Beispiel, dass man keine Selfies mit schlafenden Bären machen solle. Ein so präziser Hinweis, dass das auf jeden Fall jemand sehr unerfolgreich ausprobiert haben muss. Außerdem stand im Internet man solle die Arme in die Höhe strecken und kreisen lassen, weil der Bär einen dann für komplett behämmert hält und lachend weggeht. Nein, natürlich nicht. In Wirklichkeit erinnern die Arme den Bären an das Geweih von Rehen oder Hirschen. Da diese sich aber nicht entgegengesetzt bewegen können, ist er irritiert und geht fort. So viel zum Thema "Bären Survival Tipps". Ich war also bestens vorbereitet, letztendlich aber auch froh keine Bekannschaft mit einem Bären gemacht zu haben.
Mir fiel auf, dass der Wald steiniger war, als andere Wälder, durch die ich während meiner Reise gefahren war. Außerdem schien die Sonne so extrem, dass ich meine verschmierte Sonnenbrille aufsetzten musste, durch die mein Sehsinn getrübt wurde. So machte ich Fotos von Rehen, die in Wirklichkeit, so stellte ich nach dem Absetzten der Sonnenbrille fest, nur Figuren waren.
Zudem nahmen die Viecher zu, die mir mit Karacho mitten ins Gesicht flogen. Bei einer Kirche machte ich eine Pause und da meine Kopfhörer schlapp machten, hörte ich den Podcast einfach laut und nahm die irritierten Blicke von Passanten in Kauf.
Der Großteil des Bergauf-Weges war geschafft und die kleinen Eidechsen, die hin und wieder über den Weg huschten bebten meine Laune. Dann jedoch kam die ätzendste Stelle überhaupt. Es ging einen steinigen, schmalen Weg bergauf, den ich größtenteils schieben musste. Normalerweise höre ich dann Podcasts, um mich abzulenken, doch der Weg lag direkt neben einer Autobahn, sodass ich den Podcast unmöglich hören konnte.
Mich ärgernd kämpfte ich ich den Weg hoch. Der Weg bergab war dann auch nicht besser und meine Kette flog raus. Die hatte ich zum Glück in wenigen Minuten wieder eingesetzt, genervt war ich aber trotzdem. Dafür gönnte ich mir bei der nächsten Pause in einem ruhigen, beschaulichen slowenischen Dorf eine niegelnagelneue Folge "Das Podcast UFO", die ich mir extra für schlechte Phasen aufgehoben hatte.
Daraufhin folgte ich einem Radweg, der mich durch saftiges Grün rechts und links von mir ganz ohne Grenzkontrolle von Slowenien nach Italien brachte. Lediglich mein Navi verriet mir die Ünerquerung der Landesgrenze. Italien begrüßte mich mit einem Radfahrer, der mir lächelnd entgegenkam und mir zuwinkte.
Vorher hatte ich mir Gedanken gemacht, ob ich nicht zu viel von Italien erwarten würde. Ich befürchtete, dass ich Italien nur anhand meines Standorts in der Navigations-App erkennen würde, doch das Grün, die engen Gassen, die Menschen, die vielen Pflanzen und die Gebäude sahen alle so Italienisch aus, dass es mich überwältigte. Und dann kam das Mittelmeer, das sich auf einmal vor mir auftat.
Dadurch, dass ich so viel bergauf gefahren war, hatte ich nun eine gigantische Sicht und stand ungelogen fünf Minuten lächelnd da oben und sah mir Triest sowie das Mittelmeer an. Auch bei der Bergab-Fahrt hielt ich mehrmals an, genoss die Aussicht und machte ein paar Fotos. Durch die malerischen, engen Gassen ging es steil bergab und spätestens bei den Treppen musste ich mein Fahrrad runter schieben und tragen.
Das B & B fand ich ohne Probleme und war begeistert von dem netten Empfang des Italieners, dem die Wohnung im dritten Geschoss gehörte, deren Zimmer er vermietete. Er zeigte mir, wo ich mein Fahrrad abstellen konnte und danach mein Zimmer, das offensichtlich das Zimmer für Verliebte war, was mir wieder einmal vorhielt, dass ich alleine reiste. In diesem Fall müsste ich aber eher darüber lachen.
Er empfahl mir eine Pizzaria, die in ein paar Minuten zu Fuß zu erreichen war, sodass ich noch ein wenig was von Triest sehen konnte. Der dann doch längere Weg war völlig okay, denn die Pizza war genauso, wie ich sie mir in Italien erhofft hatte.
Am Hafen von Triest lag ein großes Kreuzfahrtschiff vor Anker, das ich mir nach dem Essen unbedingt ansehen wollte, doch während alle Italiener begeistert Bilder von dem großen Schiff machten, kehrte ich diesem den Rücken zu und machte Bilder von Triest bei Nacht. Die Menschen dort müssen mich auch für bescheuert gehalten haben, da ich ja aus ihrer Sicht die falsche Seite fotografierte.
Bei Nacht schlenderte ich dann zurück zum B & B und telefonierte auf dem Weg dorthin noch mit meiner Familie.
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