Dienstag, 4. April 2017

Tag 15 - Von Schweinfurt nach Bayreuth (13. März)

Da Rudi und sein Sohn relativ früh los mussten, konnte auch ich meinen Tag etwas früher, als sonst beginnen. Bei dem gegenüber liegenden ALDI machte ich noch ein paar Besorgungen und musste feststellen, dass es um diese Uhrzeit doch noch recht kalt war. Ich fuhr wieder ein wenig am Main entlang und hörte dabei einen Podcast. Doch irgendwann machte mein Fahrrad komische Geräusche. Das Schutzblech machte immer mal wieder ein paar Probleme und sorgte dafür, dass sich mein Fahrrad teilweise wie ein Motorrad anhörte, aber dieses Geräusch war neu. Anstatt einfach nachzusehen, vermutete ich, dass sich irgendetwas unter dem Schutzblech verhakt hatte - ein Stein oder ähnliches. Bis ich mich dann doch irgendwann dazu entschied nachzusehen und folgendes fand:


Der Ast war schnell beseitigt und ich fuhr weiter. Wieder kam ein in diesem Fall wirklich sehr alter Radfahrer von hinten zu mir geradelt und fragte mich, woher ich denn komme und wohin es gehen solle. Er erzählte mir, dass er fast jeden Tag von seinem zu Hause zu seinem ein wenig entfernt gelegenen Garten fahren würde. Dabei habe er schon sehr viele Radfahrer aus den verschiedensten Ländern getroffen. Und er freue sich immer, wenn diese so nett seien, wie ich. Nach ein paar Minuten Gespräch, trennten sich unsere Wege. Ich rief ihm noch zu: "Bleiben Sie so fit" und er verabschiedete sich mit: "Tschüß, mein Hamburger Jung". Begeistert von dieser netten Begegnung fuhr ich weiter. Natürlich hörte ich mir wieder ein "Drei ???"-Hörspiel an und war davon sehr angetan, bis mich die App statt auf den parallel verlaufenden Radweg auf ein Feld schicken wollte. Da war das Fahren sehr mühsam und so musste ich über den schwer befahrbaren Grund wieder zurück zum Radweg.




Für diesen Tag hatte ich mir eigentlich vorgenommen bis nach Bamberg zu fahren, doch ich war so gut unterwegs, dass ich bei einer Pause vor dem Schloss Seehof dazu entschied bis nach Bayreuth durch zu fahren und den morgigen Tag dort zu verbringen. Meine Pause machte ich an einer Bushaltestelle, bei der eine ältere Dame, die neben mir saß auf den Bus wartete. Es folgte das übliche Gespräch: "Na wo soll es hingehen?" "Europa" "Um die Jahreszeit?" "Wird ja gerade wärmer"...

Sie erzählte mir, dass sie selbst sehr gerne mit dem Rad gefahren war, ihr Schwiegersohn sie aber irgendwann dabei beobachtet hatte und ihr zu ihrem und dem Schutz der anderen davon abgeraten hatte. Sie verkaufte das Fahrrad und ging jetzt zu Fuß oder fuhr mit dem Bus. "Im Durchschnitt kommen Sie dann ja auf das Fahrradfahr-Tempo", sagte ich.
Wir redeten noch ein bisschen und dann sagte sie, die müsse langsam aufstehen, ihr Bus würde gleich kommen. Also stellte sie sich an den Straßenrand, während ich in der Jugendherberge Bayreuth anrief und fragte, ob noch ein Einzelzimmer frei sei. Nachdem alles abgeklärt war, stand die ältere Dame immer noch da und wartete auf den Bus. Nun schon seit bestimmt fünf Minuten. Ich rätselte, ob sie einfach nur etwas verwirrt war, oder einfach keine Lust mehr auf das Gespräch mit mir hatte, als der Bus schon kam.




Nach der sehr ebenen Strecke nach Bamberg ging es nun unglaublich hügelig weiter. Ich versuchte mich mit etwas Musik zu motivieren und sang laut beim Aladdin-Soundtrack mit. Zum Glück begegnete ich keinem anderen Menschen, wie es in der Nähe von Koblenz der Fall gewesen war, als ich bei "Tarzan" und "König der Löwen" mitgesungen und dabei ein paar Passanten übersehen hatte. Ups...

Wieder fielen mir die für Bayern typische Kruzifixe und Maria-Statuen mit kleinem Häuschen, Blumen und Bank davor auf. Meist mit einer Beschriftung, wie "Maria, Hilf! Biddö, biddö!". Dort machte ich oft eine Pause und sah verächtlich auf die religiösen Symbole. Maria hätte mir mit dem scheiß Gegenwind mal helfen sollen!






Insgesamt ähneln sich Nord- und Süddeutschland deutlich mehr, als ich gedacht hätte. Es gibt bei beiden viele Bauernhöfe und Felder sowie nette Menschen. Süddeutschland ist nur mit mehr Hügeln, Kirchen und Akzent. Der Unterschied ist eben, dass die Süddeutschen Hügel, Kirchen und Akzent super finden, die Norddeutschen eben eher nicht so.


                                        


Nachdem ich ein sehr steiles Stück bergauf gefahren war, entschied ich mich für eine weitere Pause. Nach ein paar Minuten sah ich, wie eine Radfahrerin sich ebenfalls nach oben kämpfte und so erschöpft, wie ich es nachdem Stück gewesen war, neben mir anhielt. Auch sie wollte nach Bayreuth und so entschieden wir uns ein Stück gemeinsam zu fahren. Mit einer Mischung aus ihren guten Ortskenntnissen und meinem Navi fuhren wir weiter in Richtung Bayreuth. Und geteiltes Leid ist halbes Leid, so waren die steilen Passagen deutlich leichter zu bewältigen, wenn man weiß, dass man nicht der einzige ist, dem das gerade schwer fällt. Irgendwann sagte sie mir, dass ich nun davon fahren könne und nicht mehr auf sie warten müsse. Zuvor hatten wir ein ungefähr gleiches Tempo gehabt, aber auf der Landstraße konnte ich nun doch leichter davondüsen. Sie fragte mich noch, ob ich über meine Reise bloggen würde und ich nannte ihr diese Adresse. 






Den restlichen Weg nach Bayreuth hörte ich noch eine Folge "Das Podcast UFO", die ich mir extra aufgehoben hatte. So kam ich schnell in der Jugendherberge an. Dort erwartete mich ein auffällig gut aussehendes Zimmer. Handtücher waren zu einem Schwarm gefaltet und das Bett bereits bezogen. Außerdem stand auf dem Tisch ein Teller mit Süßigkeiten, Obst und etwas zu trinken. Ehrlich und doof, wie ich bin, fragte ich die Dame von der Jugendherberge, ob das denn so richtig sei, sie kam mit mir mit und  erzählte mir dann, dass der Architekt des neuen Gebäudes, das gerade gebaut werde, morgen in diesem Zimmer übernachten solle und das Essen für ihn gedacht sei. Ich versicherte ihr, dass ich natürlich nichts essen würde, sie verließ den Raum und ich stibitzte mir sogleich eine kleine Süßigkeit. Das hatte ich zum Glück schnell gemacht, denn ein paar Minuten später kam sie wieder herein und holte den Teller auf Anweisung der Chefin wieder heraus. 





Dafür war das Zimmer sehr sauber und das Bett bereits gemacht. Ich nutzte mein eigenes Bad, um meine Klamotten zu waschen und kaufte mir unten noch etwas zu trinken. Dabei kam ich mit der Dame von der Jugendherberge ins Gespräch, die mir begeistert von dem neuen Gebäude erzählte. Sie betonte, dass es auch sehr behindertenfreundlich sei und man jede Etage mit Fahrstühlen erreichen könne. "Das heißt, wenn ich mir bei meiner Reise beide Beine breche, kann ich die Jugendherberge hier immer noch besuchen", fragte ich. Woraufhin sie mich verdutzt ansah und sagte: "Ja, genau...aber äh, das wünschen wir Ihnen natürlich nicht."


      

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