Nun ist meine Fahrrad-Europa-Reise schon wieder gute drei Monate her. Hach, wie die Zeit vergeht...Von der Reise erzähle ich jetzt, wenn ich gefragt werde, was ich denn zwischen Abitur und Ausbildung so gemacht habe und dann kommen die Erinnerungen wieder und ich gucke mir immer mal wieder die vielen Bilder an und bin erstaunt, dass mir diese drei Monate schon so lange her vorkommen. Mit jedem Bild kommen die Erinnerungen wieder: Ich weiß dann, wie ich mich zu dem Zeitpunkt gefühlt habe, welche Musik oder welchen Podcast ich gehört habe, wie das Wetter war, wie es gerochen hat und, was ich gegessen habe (bzw. wie die Pizza Margherita war) und welche Gedanken mir so durch den Kopf schwirrten.
Jetzt habe ich mich darangesetzt und meine Route mit den dazugehörigen Links versehen, damit das Lesen etwas erleichtert wird und man sich nicht durch die Seiten klicken muss.
Außerdem ist hier eine Europakarte, auf der meine Route eingezeichnet ist. Von Prag bis Wien ging es mit dem Bus, ebenso von Genf nach München und von Köln nach Bremen. Außerdem sieht man noch den Flug nach London und zurück nach Stuttgart. Viel Spaß beim Lesen!
26. Februar - Reinbek - 0 Kilometer
27. Februar - Bremen - 131 Kilometer
28. Februar - Osnabrück - 125 Kilometer
01. März - Bochum - 78 Kilometer (von Osnabrück bis Münster mit der Bahn)
02. März - Köln - 96 Kilometer
03. März - Köln
04. März - Köln
05. März - Bad Hönningen - 60 Kilometer
06. März - Koblenz - 42 Kilometer
07. März - Koblenz - 13 Kilometer
08. März - Wiesbaden - 58 Kilometer
09. März - Wiesbaden
10. März - Altheim - 61 Kilometer
11. März - Lohr am Main - 69 Kilometer
12. März - Schweinfurt - 77 Kilometer
13. März - Bayreuth - 134 Kilometer
14. März - Bayreuth - 5 Kilometer
15. März - Plößberg - 73 Kilometer
16. März - Pilsen (Tschechien) - 91 Kilometer
17. März - Pilsen - 3 Kilometer
18. März - Prag - 99 Kilometer
19. März -Wien (Österreich, mit dem Bus) - 17 Kilometer
20. März - Wien - nichts mit dem Rad, aber über 15 Kilometer zu Fuß
21. März - Bratislava (Slowakei) - 69 Kilometer
22. März - Budapest (Ungarn) - 217 Kilometer
23. März - Budapest - 6 Kilometer (um die 15 Kilometer zu Fuß)
24. März - Siofok - 122 Kilometer
25. März - Zalakaros - 111 Kilometer
26. März - Vrbovec (Kroatien) - 136 Kilometer
27. März - Catez ob Savi (Slowenien) - 76 Kilometer
28. März - Ljubljana- 127 Kilometer
29. März - Ljubljana - 13 Kilometer
30. März - Triest (Italien) - 95 Kilometer
31. März - Lignano Sabbiadoro - 95 Kilometer
01. April - Venedig - 110 Kilometer
02. April - Venedig - nichts mit dem Fahrrad, dafür einen 13 km-Lauf mitgemacht
03. April - Dolo - 21 Kilometer
04. April - Agugliaro - 64 Kilometer
05. April - Verona - 73 Kilometer
06. April - Sirmione - 52 Kilometer
07. April - Malcesine - 56 Kilometer
08. April - Limone - 43 Kilometer
09. April - Vesio - 12 Kilometer
10. April - Vesio - nichts mit dem Fahrrad, dafür eine Wanderung zu Fuß
11. April - Vesio
12. April - Cremona - 128 Kilometer
13. April - Alessandria - 154 Kilometer
14. April - Genua - 86 Kilometer
15. April - Genua
16. April - Diano Marina - 116 Kilometer
17. April - Menton - 62 Kilometer
18. April - Nizza (durch Monaco) - 34 Kilometer
19. April - Fréjus - 75 Kilometer
20. April - Hyères - 80 Kilometer
21. April - Marseille - 79 Kilometer
22. April - Marseille
23. April - Marseille
24. April - Avignon - 113 Kilometer
25. April - Montelimar - 104 Kilometer
26. April - Valence - 60 Kilometer
27. April - Chanas - 59 Kilometer
28. April - Lyon - 68 Kilometer
29. April - Lyon
30. April - Lyon
01. Mai - Pressins - 84 Kilometer
02. Mai - Motz - 67 Kilometer
03. Mai - Genf - 79 Kilometer
04. Mai - München - 26 Kilometer
05. Mai - München - 44 Kilometer
06. Mai - Fuchstal - 103 Kilometer
07. Mai - Wertach - 65 Kilometer
08. Mai - Wertach - Fahrrad in die Werkstatt
09. Mai - Wertach
10. Mai - Wertach - nichts mit dem Fahrrad, aber 13 km gelaufen
11. Mai - Wertach - 12 Kilometer
12. Mai - Wertach - 14 Kilometer
13. Mai - Memmingen - 59 Kilometer
14. Mai - Ulm - 56 Kilometer
15. Mai - Kornwestheim - 113 Kilometer
16. Mai - Kornwestheim - 28 Kilometer
17. Mai - Kornwestheim
18. Mai - Kornwestheim
19. Mai - London
20. Mai - London
21. Mai - London
22. Mai - Kornwestheim
23. Mai - Mannheim - 112 Kilometer
24. Mai - Wiesbaden - 81 Kilometer
25. Mai - Wiesbaden
26. Mai - Koblenz - 115 Kilometer
27. Mai - Koblenz
28. Mai - Köln - 91 Kilometer
29. Mai - Köln - 7 Kilometer
30. Mai - Bremen - 29 Kilometer
31. Mai - Home sweet home - 132 Kilometer
Und da war er gekommen: Der letzte Tag. Und damit verbunden ein ganz komisches Zeitgefühl, denn auf der einen Seite fühlte es sich so an, als wäre ich gerade erst losgefahren und auf der anderen Seite fühlten sich die drei Monate für mich an, wie mindestens ein Jahr, so viel hatte ich dabei erlebt.
Zum letzten Mal bepackte ich mein Fahrrad mit den vier großen Taschen, der kleinen Lenkertasche, dem Zelt und der Isomatte. Zum letzten Mal setzte ich mein Helm auf und klemmte mein Handy in die Halterung am Lenker. Zum letzten Mal öffnete ich die App "komoot" und suchte meine Route aus. Und dann trat ich in die Pedale und meine letzte Fahrt während der Reise begann.
Zwischen Hamburg und Bremen ist hauptsächlich flaches Land: Felder, kleine Dörfchen und ellenlange gerade Wege, die eigentlich ziemlich langweilig sind, aber an diesem Tag war nichts langweilig. Ich dachte an die vergangenen drei Monate, die weniger schönen Momente die überwiegenden sehr schönen Momente, an all die Menschen, die ich kennengelernt habe und an all die Orte, die ich gesehen habe, die Länder, durch die ich gefahren bin. Und das sind: Deutschland, Tschechien, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Slowenien, Italien, Frankreich, Schweiz und England. Und gleichzeitig dachte ich viel darüber nach, was jetzt kommen würde: Zwei Monate, die ich damit verbringen würde nach einer Wohnung in Köln zu suchen (Hilfe, ich suche immer noch!!!) und noch so einigem mehr, das in den letzten Monaten angefallen war. Ein Theaterstück, für das ich während der Reise schon viele Ideen gesammelt habe und noch viele weitere Ideen, die irgendwie verwirklicht werden möchten. Außerdem natürlich die Angst, dass mit der Ausbildung (auf die ich mich natürlich wahnsinnig freue) der Alltagstrott beginnt, aus dem ich nicht mehr heraus komme, dass diese Reise die letzte dieser Art sein wird. Und so war meine Umgebung an diesem Tag ziemlich nebensächlich. Das meiste spielte sich in meinem Kopf ab. Einige Freunde wünschten mir über WhatsApp, Snapchat und Co eine gute Heimfahrt und neben der Vorfreude auf meine Familie stieg genauso die Vorfreude auf meine Freunde, die durch viele Sprachnachrichten auch irgendwie dabei waren.
Ich machte bei einem Bäcker halt, denn ich wollte am letzten Tag noch einmal so richtig ungesund ernähren. Also kaufte ich mir einen Kakao und ein Schokobrötchen für die nächste Pause.
Danach ging es für einige Kilometer im weiter geradeaus: asphaltierter Radweg, Autos links von mir und Bäume rechts von mir, durch deren Äste sich der Sonnenschein einen Weg bahnte und ein schönes Muster auf den Boden vor mir warf. Ich hörte viel Musik und fuhr so schnell, wie selten zuvor, doch das brachte mir so ziemlich gar nichts, schließlich hatte ich mich für um 17 Uhr zu Hause angemeldet. Mein rasantes Tempo hatte also nicht zur Folge, dass ich früher zu Hause ankommen würde, sondern lediglich, dass meine Pausen länger wurden. Also wollte ich eine erste einlegen. Doch wieder waren nirgends Bänke zu sehen, deshalb bog ich nach rechts in einen abgeschiedenen Weg ab und machte es mir auf meiner zusammengerollten Isomatte am Rande eines Feldes gemütlich und aß etwas und trank den Kakao.
Als ich wieder weiterfuhr, kam ich nicht einmal 100 Meter weiter an einer Bushaltestelle inklusive Bank vorbei, den Extra-Weg hätte ich mir also sparen können, doch das war mir egal, denn ich hatte Zeit, Zeit und nochmals Zeit. Und nach einigen weiteren eintönigen Kilometern voller Über-Alles-Nachdenks auch noch Hunger. Auf Google Maps suchte ich nach der nächsten Möglichkeit an ein Mittagessen zu kommen und das war natürlich McDonalds, denn wenn man glaubt, das es in der Nähe nicht einmal fließendes Wasser oder Internet gibt, kann man davon ausgehen, dass trotzdem ein McDonalds in der Nähe ist. Also aß ich dort noch einmal und fuhr dann weiter, nach dieser längeren Pause mit weniger Zeit, die ich hätte totschlagen müssen, aber immer noch ohne Zeitdruck.
Und dann tauchte es auch schon auf, dieses gelbe Schild, das unschuldig am Straßenrand stand mit der Aufschrift "Freie und Hansestadt Hamburg" und das viel mehr war, als nur ein Schild, es sagte mir: "Willkommen zurück, willkommen zu Hause". Und ich freute mich wieder durch Hamburg fahren zu können. Ich war durch viele große europäische Städte gefahren: Köln, Prag, Wien, Bratislava, Budapest, Zagreb, Ljubljana, Triest, Venedig, Verona, Monaco, Nizza, Marseille, Lyon, Genf, München und London (ohne Fahrrad). Und dennoch ist Hamburg immer noch unter den Top 2 meiner Lieblingsstädte. Da wechseln sich nämlich Hamburg und London je nach Gefühlslage ab. Und als ich durch Hamburg fuhr, war ich übermäßig froh alles wiederzusehen und festzustellen, dass alles noch beim Alten war, leider auch, was die Fahrradwege anging, denn die sind eher ein Hindernisparcour. Stehen gerade keine Menschen, Autos oder LKWs auf dem Fahrradweg, sind es wenigstens Äste, die stören, Scherben, Baustellen, Bäume, die einfach mitten in den Weg gepflanzt werden oder Wegschäden, die ziemlich gefährlich aussehen. Toll sind auch Fahrradwege, die einfach aufhören und man weiß nicht, ob man auf der schmalen Straße oder dem schmalen Fußgängerweg weiterfahren soll.
Doch ich überlebte all das und fand mich schon bald auf dem vertrauten Weg von der U-Bahn-Station "Steinfurther Allee" bis zu meinem Zuhause wider. Ich konnte mein Handynavi ausstellen und den Weg fahren, den ich mit dem Bus bestimmt einige hunderte Male gefahren bin und mit dem Fahrrad nun auch schon an die zehn Mal. Während der gesamten Reise habe ich mich nie wirklich verletzt, ich bin einmal vom Rad gestürzt, was eher unangenehm, als schmerzhaft war und ich wurde von keinem Tier gestochen, doch dabei wollte es das Schicksal nicht belassen. Eine Hummel war es, die mir die letzten Kilometer ein wenig vermieste. Gerade war ich bei der "Bäckerei Zimmer", um mir dort das beste Franzbrötchen der Welt zu kaufen, als mich eine Hummel, die mir in den Ausschnitt meines Shirts geflogen war, in den Rücken stach. Ich befreite das Biest und war ziemlich sauer, schließlich hatte sich das Viech ja selbst in die blöde Situation gebracht, kein Grund mich zu stechen, kann ich ja auch nichts für.
Doch die Schmerzen ließen sehr schnell nach und das Ende der Reise nahte immer mehr. Ein letztes Mal hörte ich mir "Das Licht dieser Welt" an, ein Lied, das mich auf der Reise in sehr schönen und besonders als Aufmunterung in den furchtbaren Momenten begleitet hatte und fuhr dann schon in den Allensteiner Weg ein. Meine Eltern und meine Oma warteten schon in der Straße auf meine Ankunft und meine Schwester rannte auf mich zu. Ich war Zuhause. Nach 94 Tagen und 5291 Kilometern mit dem Fahrrad durch Europa.
Aus verschiedenen Gründen habe ich mich dazu entschieden von Köln nach Bremen mit dem Bus zu fahren. Unter anderem, weil ich am Samstag zu einer Geburtstagsfeier von Freunden gehen wollte und mir der Freitag davor zum Zurückkommen zu kurzfristig war. Am Donnerstag Abend geht mein Vater zum Sport und so blieb der Mittwoch. Ein weiterer großer Faktor war, dass ich schlichtweg keine Lust mehr hatte. Den Weg von Hamburg nach Köln war ich schon einmal gefahren und so besonders abwechslungsreich ist die Strecke nicht. Dafür konnte ich in Wiesbaden, Koblenz und Köln einen weiteren Tag bleiben. Allerdings wollte ich meine Reise nicht mit einer Busfahrt beenden und so beschloss ich von Bremen nach Reinbek wieder mit dem Fahrrad zu fahren und die Reise sozusagen so zu beenden, wie ich sie begonnen habe.
Um kurz vor 09 Uhr machte ich mich dann auf den Weg zum Flughafen Köln/Bonn, von wo mein Bus nach Bremen fahren sollte. Das Wetter war wieder sehr gut und bei blauem Himmel und Sonnenschein sieht die Welt einfach besser aus.
Wieder ging es ordentlich bergauf, aber das machte mir nun wirklich nichts mehr aus, schließlich hatte ich mich daran mittlerweile gewöhnt. Ich erinnere mich noch, wie ich zu Beginn der Reise, als es nach Köln ging so verzweifelt war, dass ich mein Fahrrad Strecken hochgeschoben habe, die ich nun locker leicht hochfahren konnte. Nachdem man über 1.000 Höhenmeter an einem Tag bewältigt hat, stören einen 100 Höhenmeter überhaupt nicht mehr. Außerdem wartet nach vielen Höhenmeter ziemlich oft eine tolle Aussicht auf einen. Beweisbild:
Ich war extra ein wenig früher losgefahren, da ich befürchtete, dass man mit dem Fahrrad nicht so gut zum Flughafen kommt. Diese Sorgen hätten sich wahrscheinlich als sinnlos herausgestellt, ich begann gerade mich mit dem Gedanken anzufreunden lange an der Bushaltestelle zu warten, als eine Baustelle vor mir auftauchte.
Ich hoffte, dass ich an dieser einfach vorbeifahren können würde, doch das war nicht der Fall. Die Bauzäune waren mit einem Zaun verbunden, die mein Weiterkommen hinderten. Ich suchte auf dem Handy nach einer alternativen Route, doch die Straßen waren am Flughafen sehr unübersichtlich. Hinzu kam, dass man gefühlt überall auf eine Autobahn kommen konnte. Eigentlich soll mein Handy die Route automatisch umplanen, wenn ich ihr nicht folge, doch die App weigerte sich beharrlich. Verzweifelt rief ich bei meinem Vater an, weil ich befürchtete, dass ich nicht rechtzeitig zum Bus kommen würde. Mein Vater beruhigte mich und ich fuhr nun ohne richtigen Plan in die ungefähre Richtung.
Mit einem kleinen Umweg und einer Fahrt quer über den Parkplatz des Flughafens kam ich doch noch rechtzeitig an. Doch Busfahren mit meinem Fahrrad war während der Reise nie einfach. Denn ich hatte wieder mehr Gepäck, als erlaubt dabei. In solchen Fällen soll man Gepäckteile zusammenbinden, doch wenn nie klar ist, wo genau der Bus abfährt, kann man erst die Gepäckteile zusammenbinden, wenn der Bus schon da ist und dann steht man ganz schön unter Druck. Doch ich hatte ziemlich viel Glück mit meinem Busfahrer, der da ziemlich locker war. Er begrüßte mich mit den Worten: "Du bist mein Fahrrad, ne?". Ich packte alle Gepäckstücke in den Bus und er mein Fahrrad hinten an den Bus.
Die Busfahrt war sehr umspektakulär und mit geringer Verspätung kamen wir in Bremen an. Gegen Ende der Fahrt hatte es stark zu regnen begonnen, doch in dem Moment, in dem ich den Bus verließ, hörte der Regen auf und ich fuhr ohne nass zu werden zu meinem Großcousin.
Meine Tante hatte mir zu Beginn der Reise gesagt, dass sie in Bremen eine Übernachtungsmöglichkeit für mich organisieren könne, da dort der Enkel vom Bruder ihres Vaters, also meines Opas wohnt und die beiden immer Mal wieder telefonieren. Das Angebot nahm ich nun zum Ende der Reise an, auch weil ich es interessant fand jemanden aus der ferneren Verwandtschaft kennenzulernen. Bei Volker, seiner Frau und seinem Sohn verbrachte ich also die letzte Nacht meiner Reise. Wir redeten viel übers Fahrradfahren, weil auch er ein passionierter Radfahrer ist. Nach einem leckeren Essen ging es für mich dann auch schon ins Bett.
Wieder war das Wetter perfekt zum Draußensein und so fuhr ich um kurz nach 11 Uhr wieder los. Es ging noch ein ganz kleines bisschen durch Koblenz und dann über die Autobahn auf ganz ruhige Feldwege.
Schon nach wenigen Kilometern musste ich den ersten Stopp einlegen. Die Sonne knallte doch ganz schön und ich hatte am Morgen vergessen mich mit Sonnenschutzcreme einzucremen, ein Versäumnis, das ich nun im Schatten eines Baumes nachholte. Ich lieferte mir spontan noch eine hitzige Verfolgungsjagd mit einer Wespe (die Wespe verfolgte mich, aber ich habe gewonnen) und hört die fantastischen und absolut empfehlenswerten Podcast "Talk ohne Gast".
Es ging einen ziemlich abenteuerlichen Weg bergab, der voller Schotter war und ziemlich steil, bremsen war da eher nicht so möglich. Und schon fand mich wieder am Rheinradweg wider. Wie schon zwei Tage zuvor waren ziemlich viele Radfahrer unterwegs, was mich nicht davon abhielt laut den "Mamma Mia"-Soundtrack zu hören, denn diese Gute Laune-Songs passten irgendwie gerade perfekt. Irgendwie sah das ganze ja auch aus, wie eine Filmmontage. Ich auf dem Fahrrad die ganze Zeit am Rhein entlang, hochmotiviert und die Sonne immer über mir.
Ich legte eine Pause ein, in der ich den Podcast weiterhörte und wollte dann kurz im Internet surfen. Dabei versackte ich etwas und machte doch eher eine 45 minütige Pause, anstatt einer geplanten 30 minütigen.
Leider hieß es nun Abschied nehmen vom Rhein - über eine große Brücke ging es noch einmal drüber über diesen Fluss, den ich bei Kälte und Regen sowie Wärme und Sonnenschein kennen und lieben gelernt habe. Es blieb nur der Trost, das Zuhause die Elbe auf mich wartete und ab August würde ich in Köln dem Rhein wieder ganz nah sein.
Das Ende wurde mir mit einem gesperrten Fahrradweg noch etwas erschwert, aber nachdem ich einen kleinen Umweg gefahren war und beim Fahrradweg wieder eine Absperrung vorfand, ignorierte ich diese einfach und fuhr ohne Probleme auf dem Weg weiter. Schon bald fuhr ich das vertraute kleine Dörfchen und den Weg hoch zum Haus von Christina, meiner Tante und Andreas, ihrem Freund, die allerdings beide nicht da, sondern im Urlaub waren.
Ich machte mir ein paar Nudeln in der Küche, genoss die schöne Terrasse und sah den drei Schafen zu, die mir zusahen. Endlich konnte ich wieder Gitarre spielen und machte das auch sehr ausgiebig. Ich sah mir noch eine DVD an und legte mich dann schlafen.
Den nächsten Tag nutzte ich, um in die Stadt zu fahren und bei EDEKA und beim Bäcker ein bisschen was zu Essen und zu Trinken einzukaufen. Außerdem hob ich noch ein bisschen Geld ab.
Dann machte ich es mir einen Großteil des Tages draußen gemütlich und hörte Podcast und beantwortete Sprachnachrichten. Außerdem sah ich mir drinnen noch ein paar DVDs vom Weihnachtsmärchen, bei dem meine Tante schon seit längerem und ich seit kurzem mitspiele, an.
Der Himmel war hellblau, als ich aus dem Fenster sah und auch sonst waren hohe Temperaturen angesagt. Hinzu kam die Aussicht auf einige Kilometer am Rhein entlang. Den Weg war ich zu Beginn der Reise auch schon gefahren und damals hatte ich mir frustriert und völlig durchnässt vorgenommen den Weg noch einmal bei besserem Wetter zu fahren. Und dieser Tag war nun gekommen.
Die ersten knappen 30 Kilometer ging es gar nicht am Rhein entlang, was im Nachhinein aber gar nicht schlimm war, denn so bekam der Tag doch etwas mehr Abwechslung. Es ging vorbei an Feldern, Schrebergärten, Bäumen und Büschen, größtenteils auf Fahrradwegen und das war schön. Immer mehr Fahrradfahrer kamen mir nun entgegen, bei dem guten Wetter zog es viele nach draußen in die Wärme. Ansonsten waren die Wege sehr ruhig gelegen, Autolärm war nirgends zu hören. Ich konnte ungestört laut meine Musik hören, die Sonne schien auf mich herab und ich war glücklich.
Und dann tauchte auch schon der Rhein vor mir auf. Ich hatte mir vorgenommen ein paar Kilometer an diesem schönen Fluss entlang zu fahren, doch dann tauchte etwas vor mir auf, was all meine Pläne über Bord warf: Ein Eisladen! Und sie hatten Zimteis. Zimteis! Das beste Eis, das es auf der Welt gibt. Es verbindet das leckerste Gewürz (Zimt) mit der besten Form, die eine Süßigkeit haben kann (Eis) und das auch noch zu dem perfekten Wetter. Ich war total crazy drauf und bestellte mir tatsächlich drei Kugeln in einer (irgendwie sehr groß geratenen) Waffel. So setzte ich mich auf die Bank und genoss meine erste verfrühte Pause.
Dann ging es endlich am Rhein entlang und dieser Weg ist wirklich der schönste Radweg, den ich während der gesamten Reise gefahren bin, denn überall gibt es neue Dinge zu entdecken. Familien, die am Strand grillen und schwimmen gehen, Paare auf dem Boot, arme Arbeiter auf größeren Booten, die Dinge von A nach B schiffen müssen, eine hügelige Landschaft links und rechts vom Rhein, viele, viele, viele Fußgänger und Radfahrer, Enten, Schwäne und andere Vögel, Weinberge, kleine Dörfer und große Dörfer. Wenn ich das mit dem Donauradweg (auf der einen Seite Donau, auf der anderen Grün) vergleiche, hat der Rhein mir um einiges besser gefallen!
Hinzu kommen die kleinen Schlösser und Burgen, die man immer Mal wieder auf den Hügeln sehen kann. Ein ganz besonderes Anwesen habe ich entdeckt, das sich auf einer kleinen Insel im Rhein befindet. Auch wenn das ziemlich schön aussieht, weiß ich nicht, ob ich da wohnen wollen würde, man ist ja doch ein wenig abgeschieden von all den anderen, aber nur so abgeschieden, dass alle einen trotzdem noch sehen können.
Ich war unglaublich gut in der Zeit, hatte größtenteils Rückenwind, bei einigen Strecken zwar auch starken Gegenwind, aber das gute Wetter und die schöne Strecke motivierten mich zu Höchstleistungen. Durchgängig fuhr ich über 20 km/h und hatte so mehr Zeit für Pausen. Im Schatten von ein paar Bäumen machte ich es mir auf einer Bank bequem, hörte Podcast und aß und trank etwas.
Weiter ging es und mit jedem Meter kam ein für mich besonderer Augenblick näher und näher. Denn mein Ziel für die Reise war es gewesen über 5.000 Kilometer mit dem Fahrrad zu fahren und ich wusste, dass ich das an diesem Tag schaffen würde. Dann war der Moment gekommen und ich erwartete irgendwie, dass ich durch eine Ziellinie fahren würde und es Feuerwerk und Konfetti geben würde, doch es änderte sich einfach eine Zahl auf meinem Tacho. Ich hatte meine Sonnenbrille (mit der ich jetzt nicht so unglaublich cool aussehe) auf und überlegte kurz, ob es eine gute Idee war jetzt ein Foto zu machen, schließlich fuhr ich auf einer Straße,die ganz gut befahren war, rechts von mir waren ziemlich viele Menschen, die im Außenbereich eines Restaurant aßen und ich hatte die eben angesprochene idiotische Sonnenbrille auf. Na ja, ihr seht selbst, was passiert ist:
Weiter ging es den Radweg am Rhein entlang, das Wetter war immer noch schön, aber die Autos nervten doch. Diese Straße hätte man auch hinter irgendeinen Hügel pflanzen können. Außerdem hatte ich ein weiteres unangenehmes Problem: Ich musste Mal für kleine Radfahrer. Normalerweise ist das kein Problem, ein Großteil der Reise bin ich auf wenig befahrenen Strecken gefahren, da konnte man schnell ins Gebüsch verschwinden, aber am Rhein? Da gibt es auf der einen Seite Straße und auf der anderen Wasser. Wie durch ein Wunder tauchte rechts neben mir dann ein kleines Stücken Grün mit ein paar Bäumen auf. Und als ich dann wieder auf mein Fahrrad stieg sah ich am Himmel, wie ein Zeichen meiner Befreiung ein paar Paraglider über mir schweben.
Ich fuhr weiter und die Kilometer flogen nur so dahin. Allerdings war es doch ziemlich windig geworden. Zeit für eine Pause also. Wieder aß ich etwas und telefonierte noch kurz mit meiner Mutter, schließlich hatte ich etwas Zeit totzuschlagen.
Es waren nur noch circa zwei Kilometer bis zur Familie Graeve, bei der ich wieder übernachten durfte, doch ein kleines ungeahntes Hindernis hatte ich noch vor mir: Die Brücke, über die ich Anfang März noch problemlos gefahren bin, war nun gesperrt. Ein paar weitere Radfahrer standen ebenso verzweifelt, wie ich davor, als ein Typ kam und uns erklärte, man hätte am Vormittag ein paar Sicherheitsmängel entdeckt und würde nun eher ein paar Stunden, als ein paar Minuten dauern diese zu beheben.
Also musste ich noch einen kleinen Umweg über eine andere Brücke fahren, kam aber dennoch genau pünktlich bei der Familie Graeve in Koblenz an.
Abends wurde gegrillt, Arndt und ich pflanzten noch drei kleine Pflanzen ein und ich sah mir nachher im Bett noch den Rest vom zweiten Fluch der Karibik-Teil an.
Am 27. Mai zeigte mir Arndt noch etwas von Koblenz und Abends besuchten wir ein Weinfest. In der näheren Umgebung von Koblenz gibt es einige Winzer und ich hatte das Glück an einem Tag dort zu sein, an dem ein Weinfest stattfand. Natürlich musste ich dann auch etwas probieren und ich bin absolut gar kein Weinkenner, aber das Zeug hat schon ziemlich gut geschmeckt. Am Abend habe ich mir dann in dem Heimkino "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" angeguckt.
Ich schlief aus und sah mir dann noch ein paar YouTube-Videos an, bevor ich frühstückte und im nahegelegenen Supermarkt noch ein paar Sachen einkaufte. Ich hatte vergleichsweise nicht viele Kilometer vor mir und fuhr deshalb erst kurz vor 14 Uhr los.
Wirklich spektakulär war der Weg zunächst nicht. Die üblichen Felder, die in dem immergleichen Grün an einem vorbeiziehen. Und dazu noch ein mal mehr, mal weniger nervender Wind.
Ein wenig Abwechslung bekam ich, als ich durch Worms fuhr. Die Stadt mit ihren vielen alten Gebäuden war eine willkommene Abwechslung, doch genauso wie mit großer Macht große Verantwortung kommt, kommen mit Städten, die so groß sind, dass man sie auf Karten einzeichnet, Ampeln.
Also war ich ebenso froh die Stadt wieder verlassen zu haben. Dafür freute ich mich darüber, dass ich bereits einen Großteil der Strecke geschafft hatte. Wieder begann die Suche nach einem schönen Ort für eine Pause, doch eine Bank war nicht einfach so finden. Die, die ich dann fand, befand sich neben einem Friedhof, an einer lauten viel befahrenen Straße. Da ist gute Laune vorprogrammiert. Doch ich hatte eine leckere Mohnschnecke und einen Podcast ("MedienKuh") - mehr brauche ich nicht, um glücklich zu sein. Eine ältere Dame ging an mir vorbei und wünschte mir mit einem Lächeln "einen guten Appetit".
Mit neuem Elan und vollem Bauch ging es weiter. Die App zeigte mir nun an, dass ich übers Wasser fahren sollte. Das hatte sie auf der Strecke von Bratislava nach Budapest auch schon versucht, doch zum Glück befand sich hier nun wirklich eine Fähre, die auch in wenigen Minuten abfuhr. Fast drei Euro kostete mich der kurze Spaß und nicht einmal fünf Minuten später fuhr ich auf der anderen Rheinseite weiter.
Der restliche Teil der Strecke lässt sich dann so zusammenfassen: Einige Kilometer schöner asphaltierter Radweg an Feldern entlang mit ein wenig Wind und bedrohlich dunklen Wolken über mir. Dazu "Fest und Flauschig". Die Monotonie der Gegend kam mir sehr entgegen, denn so konnte ich mich ganz darauf konzentrieren schnell mit dem Fahrrad zu fahren.
Um 19 Uhr kam ich dann in Wiesbaden bei der Familie Graeve an. Wieder wurde ich total nett empfangen, mit Karl-Heinz ging ich dann noch eine Pizza essen und fühlte mich insgesamt wieder, wie zu Hause.
Den nächsten Tag nutzte ich, um ein wenig im Internet zu surfen und Blogeinträge zu schreiben. Abends habe ich mir mit Lena noch "Willkommen bei den Hartmanns" angesehen, ein Film, der mich zwar unterhalten hat, aber man hat wohl doch mit der Moralkeule ein paar Mal zu oft auf das Drehbuch eingeschlagen.
Montag, der 22. Mai
Völlig übermüdet kam ich in Stuttgart an. Ich fand den Weg aus dem Flughafen sehr gut und kaufte beim Bahnhof noch etwas zu Essen und eine Fritz-Kola ein, um später wach zu bleiben, denn ich wollte nicht um 12 Uhr schlafen gehen, sondern erst am Abend, um wieder in den gewohnten Schlafrhythmus zu kommen.
Als ich bei Ingeborg und Dieter ankam, frühstückte ich erst einmal etwas, doch irgendwie fühlte es sich wie das zweite Abendessen an. Ich erzählte Ingeborg von London und dem "Harry Potter"-Theaterstück und zog mich danach in mein Zimmer zurück. Ich versuchte einfach die Zeit totzuschlagen und wach zu bleiben. In London hatte ich mir ein paar Episoden der Serie "Brooklyn Nine Nine" heruntergeladen, die in Deutschland nicht verfügbar waren. Die guckte ich mir nun an und surfte auch noch etwas im Internet. Außerdem musste ich noch ein paar Klamotten waschen, bevor ich dann endlich völlig erschöpft einschlief.
Dienstag, der 23. Mai
Ich glaube, dass ich in meinem Leben noch nie so lange geschlafen habe, doch der Flug und ein ganzer Tag in London waren doch ziemlich anstrengend und so schlief ich ganze 14 Stunden. Danach war ich zwar sehr erholt, hatte aber nun nicht mehr so viel Zeit, um meine Sachen zu packen und noch etwas einzukaufen. In einem Affenzahn packte ich meine Sachen zusammen und kaufte beim nahen REWE etwas für die Fahrt ein. Ich verabschiedete mich von Dieter, da Ingeborg unterwegs war und fuhr dann los.
Zunächst ging es wieder durch Stuttgart und ich war von den zahlreichen Ampeln ziemlich genervt, doch schnell hatte ich die Stadt verlassen und konnte endlich ordentlich Tempo aufnehmen. Vorbei ging es an Feldern und über Flüssen.
Ich fuhr an einem Spielplatz vorbei, auf dem ein Farbiger ein Klettergerüst reparierte. Er musterte mich komisch und lächelte mich dann strahlend an und zeigte den Daumen hoch. So ein kurzer Augenblick, ein Lächeln konnte mich während der Reise teilweise kilometerweit motivieren. Es ist eben einfach schön, wenn man merkt, dass doch andere Menschen an meiner Reise teilhaben. Und ein Lächeln reicht da manchmal aus, um sich nicht alleine zu fühlen. Motiviert fuhr ich nun an vielen weiteren Feldern vorbei.
Nun allerdings ging es anstrengend bergauf. Ich versuchte mich die steile Passage über mit dem Podcast "Fest und Flauschig" zu unterhalten. Ich hatte nun schon einige Kilometer hinter mich gebracht und sah nun, wenige Meter bevor ich die höchste Stelle der Route erreicht hatte, den perfekten Ort für eine Pause: Einen Hochsitz, von dem aus man einen fantastischen Ausblick hatte:
Der restliche Weg führte mich an weiteren Feldern vorbei und schließlich kam ich in Mannheim an. Ich hatte mir die Stadt doch etwas größer vorgestellt, doch meine Schlafmöglichkeit befand sich auch nicht im Zentrum der Stadt. Für diese Nacht würde ich bei Kris unterkommen, der in der Schule in eine Parallelklasse ging und nun in Mannheim studiert. Als er mir schrieb, dass er Brötchen für mich gekauft hatte, dachte ich insgeheim "Wie unaufgeräumt muss die Wohnung aussehen, dass er als Entschuldigung Brötchen gekauft hat?". Doch es kam ganz anders. Er zeigte mir die saubere, aufgeräumte, moderne und insgesamt wirklich beneidenswerte Wohnung. Wir aßen noch Abendbrot zusammen - dann musste er schon los, denn er fuhr über Nacht zurück nach Reinbek. Die Wohnungstür sollte ich am nächsten Tag einfach hinter mir zuziehen. Später am Abend kam noch seine Mitbewohnerin, mit der ich mich sehr nett über das Medienwesen und Reisen unterhielt.