Donnerstag, 22. Juni 2017

Tag 89-90 - Von Wiesbaden nach Koblenz (26.-27. Mai)

Der Himmel war hellblau, als ich aus dem Fenster sah und auch sonst waren hohe Temperaturen angesagt. Hinzu kam die Aussicht auf einige Kilometer am Rhein entlang. Den Weg war ich zu Beginn der Reise auch schon gefahren und damals hatte ich mir frustriert und völlig durchnässt vorgenommen den Weg noch einmal bei besserem Wetter zu fahren. Und dieser Tag war nun gekommen.

Die ersten knappen 30 Kilometer ging es gar nicht am Rhein entlang, was im Nachhinein aber gar nicht schlimm war, denn so bekam der Tag doch etwas mehr Abwechslung. Es ging vorbei an Feldern, Schrebergärten, Bäumen und Büschen, größtenteils auf Fahrradwegen und das war schön. Immer mehr Fahrradfahrer kamen mir nun entgegen, bei dem guten Wetter zog es viele nach draußen in die Wärme. Ansonsten waren die Wege sehr ruhig gelegen, Autolärm war nirgends zu hören. Ich konnte ungestört laut meine Musik hören, die Sonne schien auf mich herab und ich war glücklich.
 
Und dann tauchte auch schon der Rhein vor mir auf. Ich hatte mir vorgenommen ein paar Kilometer an diesem schönen Fluss entlang zu fahren, doch dann tauchte etwas vor mir auf, was all meine Pläne über Bord warf: Ein Eisladen! Und sie hatten Zimteis. Zimteis! Das beste Eis, das es auf der Welt gibt. Es verbindet das leckerste Gewürz (Zimt) mit der besten Form, die eine Süßigkeit haben kann (Eis) und das auch noch zu dem perfekten Wetter. Ich war total crazy drauf und bestellte mir tatsächlich drei Kugeln in einer (irgendwie sehr groß geratenen) Waffel. So setzte ich mich auf die Bank und genoss meine erste verfrühte Pause.
 
Dann ging es endlich am Rhein entlang und dieser Weg ist wirklich der schönste Radweg, den ich während der gesamten Reise gefahren bin, denn überall gibt es neue Dinge zu entdecken. Familien, die am Strand grillen und schwimmen gehen, Paare auf dem Boot, arme Arbeiter auf größeren Booten, die Dinge von A nach B schiffen müssen, eine hügelige Landschaft links und rechts vom Rhein, viele, viele, viele Fußgänger und Radfahrer, Enten, Schwäne und andere Vögel, Weinberge, kleine Dörfer und große Dörfer. Wenn ich das mit dem Donauradweg (auf der einen Seite Donau, auf der anderen Grün) vergleiche, hat der Rhein mir um einiges besser gefallen!
 
Hinzu kommen die kleinen Schlösser und Burgen, die man immer Mal wieder auf den Hügeln sehen kann. Ein ganz besonderes Anwesen habe ich entdeckt, das sich auf einer kleinen Insel im Rhein befindet. Auch wenn das ziemlich schön aussieht, weiß ich nicht, ob ich da wohnen wollen würde, man ist ja doch ein wenig abgeschieden von all den anderen, aber nur so abgeschieden, dass alle einen trotzdem noch sehen können.
 
Ich war unglaublich gut in der Zeit, hatte größtenteils Rückenwind, bei einigen Strecken zwar auch starken Gegenwind, aber das gute Wetter und die schöne Strecke motivierten mich zu Höchstleistungen. Durchgängig fuhr ich über 20 km/h und hatte so mehr Zeit für Pausen. Im Schatten von ein paar Bäumen machte ich es mir auf einer Bank bequem, hörte Podcast und aß und trank etwas.
 
Weiter ging es und mit jedem Meter kam ein für mich besonderer Augenblick näher und näher. Denn mein Ziel für die Reise war es gewesen über 5.000 Kilometer mit dem Fahrrad zu fahren und ich wusste, dass ich das an diesem Tag schaffen würde. Dann war der Moment gekommen und ich erwartete irgendwie, dass ich durch eine Ziellinie fahren würde und es Feuerwerk und Konfetti geben würde, doch es änderte sich einfach eine Zahl auf meinem Tacho. Ich hatte meine Sonnenbrille (mit der ich jetzt nicht so unglaublich cool aussehe) auf und überlegte kurz, ob es eine gute Idee war jetzt ein Foto zu machen, schließlich fuhr ich auf einer Straße,die ganz gut befahren war, rechts von mir waren ziemlich viele Menschen, die im Außenbereich eines Restaurant aßen und ich hatte die eben angesprochene idiotische Sonnenbrille auf. Na ja, ihr seht selbst, was passiert ist:
 
Weiter ging es den Radweg am Rhein entlang, das Wetter war immer noch schön, aber die Autos nervten doch. Diese Straße hätte man auch hinter irgendeinen Hügel pflanzen können. Außerdem hatte ich ein weiteres unangenehmes Problem: Ich musste Mal für kleine Radfahrer. Normalerweise ist das kein Problem, ein Großteil der Reise bin ich auf wenig befahrenen Strecken gefahren, da konnte man schnell ins Gebüsch verschwinden, aber am Rhein? Da gibt es auf der einen Seite Straße und auf der anderen Wasser. Wie durch ein Wunder tauchte rechts neben mir dann ein kleines Stücken Grün mit ein paar Bäumen auf. Und als ich dann wieder auf mein Fahrrad stieg sah ich am Himmel, wie ein Zeichen meiner Befreiung ein paar Paraglider über mir schweben.
 
Ich fuhr weiter und die Kilometer flogen nur so dahin. Allerdings war es doch ziemlich windig geworden. Zeit für eine Pause also. Wieder aß ich etwas und telefonierte noch kurz mit meiner Mutter, schließlich hatte ich etwas Zeit totzuschlagen.
 
Es waren nur noch circa zwei Kilometer bis zur Familie Graeve, bei der ich wieder übernachten durfte, doch ein kleines ungeahntes Hindernis hatte ich noch vor mir: Die Brücke, über die ich Anfang März noch problemlos gefahren bin, war nun gesperrt. Ein paar weitere Radfahrer standen ebenso verzweifelt, wie ich davor, als ein Typ kam und uns erklärte, man hätte am Vormittag ein paar Sicherheitsmängel entdeckt und würde nun eher ein paar Stunden, als ein paar Minuten dauern diese zu beheben. 
 
Also musste ich noch einen kleinen Umweg über eine andere Brücke fahren, kam aber dennoch genau pünktlich bei der Familie Graeve in Koblenz an. 
Abends wurde gegrillt, Arndt und ich pflanzten noch drei kleine Pflanzen ein und ich sah mir nachher im Bett noch den Rest vom zweiten Fluch der Karibik-Teil an.
 
Am 27. Mai zeigte mir Arndt noch etwas von Koblenz und Abends besuchten wir ein Weinfest. In der näheren Umgebung von Koblenz gibt es einige Winzer und ich hatte das Glück an einem Tag dort zu sein, an dem ein Weinfest stattfand. Natürlich musste ich dann auch etwas probieren und ich bin absolut gar kein Weinkenner, aber das Zeug hat schon ziemlich gut geschmeckt. Am Abend habe ich mir dann in dem Heimkino "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" angeguckt. 

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